Anatomie und technische Daten
Körperbau | Gebiss | Körperfunktionen
Anatomie der Meerschweinchen
- Augen: Wir können gut sehen, wir können sogar Farben unterscheiden und haben einen weiten Sichtwinkel, so dass wir alle Fressfeinde, die sich von oben, hinten oder von der Seite nähern, sehen können ohne den Kopf zu drehen. Meerschweinchen haben verschiedene Augenfarben, die genetisch in Abhängigkeit der Fellfarbe bedingt sind.
- Ohren: Wir haben ein sehr gutes Gehör. Wir nehmen auch Töne wahr, die der Mensch nicht mehr wahrnehmen kann (hohe Frequenzen wie Ultraschall oder tiefe Frequenzen wie Infraschall).
- Nase: Wir haben einen ausgesprochen guten Geruchssinn. Dadurch nehmen wir unsere Umwelt über sehr differenzierte Gerüche wahr.
- Tasthaare: Mit unseren Tasthaaren merken wir, genau wie die Katzen, wenn`s mal zu eng wird. Außerdem helfen sie uns, uns im Dunkeln zu orientieren.
- Zähne: Wir haben vorne ständig nachwachsende Nagezähne, je zwei oben und unten. Dazu je acht Backenzähne, also insgesamt 20 Zähne, welche ständig nachwachsen und wurzeloffen sind. Unsere Zähne wachsen pro Woche ca. 1-1,5 mm.
Die Besonderheit, dass die Zähne der Meerschweinchen wurzeloffen sind, begründet sich damit, dass unter den Zahnwurzeln sozusagen die "Zahnfabrik" liegt. Hier finden die Prozesse statt, die permanent die Zähne wachsen lassen.
Anatomische Besonderheiten
Kaudaldrüse:
Diese Drüse liegt ca. 1 cm oberhalb des After, sie produziert Duftstoffe. Beim Bock ist sie meist stärker ausgeprägt als beim Weibchen. Die Drüse ist leicht erhoben und ist als ovale Region mit pigmentierter Haut und auch gelegentlich mit verklebten Haaren bedeckt.
Perinealtasche :
Unterhalb des Afters verläuft eine flache Tasche. Beim Bock enthält sie die Perinealdrüsen, welche Flüssigkeit absondern die Duftstoffe enthalten. Es ist eine große Öffnung zwischen Anus und Penis/Hoden. In ihr können sich Schmutzpartikel ansammeln, sie sollte also regelmäßig kontrolliert und wenn erforderlich gereinigt werden. Normalerweise schaffen das die Herren aber selbst ganz gut.
Symphyse:
Meerschweinchenweibchen haben, wie viele Säugetiere eine Symphyse. Das ist eine knorpelige Kontaktstelle zwischen Scham- und Sitzbeinen der rechten und linken Beckenhälfte, die während der Trächtigkeit durch den Einfluss der Hormone, die sich während der Trächtigkeit umstellen, in schleimiges Bindegewebe umgewandelt und geweitet wird, damit die Babys den Geburtskanal passieren können. Das ist bei uns Menschen genau so. Das Becken wird zusätzlich von den Beckenbändern zusammengehalten. Die Symphyse lockert sich durch das Hormon Relaxin ab dem letzten Trächtigkeitsdrittel und öffnet sich ca. 5 Tage vor der →Geburt 1,5 - 2 cm breit. Das kann man ertasten und als Hinweis dafür nehmen, dass die Geburt kurz bevor steht.
Der erste Wurf sollte innerhalb des ersten Lebensjahres erfolgen, weil die Beckenbänder und die Symphyse sonst durch den fehlenden Einfluss der Hormone und die fehlende mechanische Dehnung ihre Elastizität verlieren. Bei einer späteren Trächtigkeit kommt es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Komplikationen bei der Geburt, weil die Babys dann nicht durch den Geburtskanal passen. Ebenso verhält es sich, wenn der letzte Wurf länger als 12 Monate zurück liegt oder das Weibchen älter als 3 Jahre ist. Bei älteren Weibchen sinkt der Hormonspiegel im Rahmen des natürlichen Alterungsprozesses, wodurch die Symphyse ebenfalls nicht mehr gelockert wird. Die Beckenbänder können nicht mehr genügend gedehnt werden, weil sie ihre Elastizität verlieren.
Das Skelett
Unser Schlüsselbein ist fast vollständig zurückgebildet und trotz der Schwanzwirbel ist äußerlich kein Schwanz sichtbar. Wir Meerschweinchen sind sehr beweglich. Zum Beispiel sind die vier letzten frei endenden Rippen über eine Knorpelbrücke mit dem Brustbein verbunden so dass sie eine hohe Wendigkeit und eine gute Brustatmung ermöglichen. Was die Pfoten angeht bildeten sich die Zehen im laufe der Zeit zurück, so dass wir heute über 3 Zehen an den Hinterbeinen und über jeweils 4 Zehen an den Vorderbeinen verfügen. Wir Meerschweinchen haben 256-261 Knochen. Der Kopf selbst besteht aus 47 Knochen. Erwachsene Kollegen haben zudem weniger Knochen als jüngere Schweinchen, da die Knochen mit der Zeit zusammenwachsen. Das Kreuzbein eines Weibchens besteht aus drei zusammengewachsenen Knochen, das Kreuzbein eines Männchens aus vier. Zudem haben wir Böckchen noch einen Knochen im Penis, somit also einen mehr als Weibchen .
Wir besitzen ein Gebiss aus 20 Zähnen, das zeitlebens weiterwächst. Die Backenzähne beispielsweise wachsen ca. 1,5 – 2,0 mm pro Woche. Unser Gebiss besteht aus vier wurzellosen Schneidezähnen (2 oben 2 unten) und je 8 wurzellosen Backenzähnen. Die Schneidezähne haben die Funktion des Abbeißens und Nagens, während die Backenzähne das aufgenommene Futter durch eine Vorwärts- Rückwärtsbewegung (das Kiefergelenk ist ein Schlittengelenk) zermahlen. Dadurch reiben gleichzeitig die Zähne aneinander und werden somit abgeschliffen. Das Wachstum der Zähne, sowie der Verlust der Zahnsubstanz durch das Aneinanderreiben, beträgt ca 2mm pro Woche. Die Mahlrückstände der Zähne bestehen hauptsächlich aus Kalzium und Mineralien, die als feines Pulver geschluckt und bei Bedarf im Darm wieder resorbiert werden können. Da die Nage- oder Schneidezähne nur eine außenseitige Schmelzbeschichtung besitzen, werden die zur Mundhöhle gerichteten weicheren, unbeschichteten Zahnflächen mehr abgenutzt und die Zähne dadurch gleichzeitig geschärft. Durch die seitliche Rotationen des Unterkiefers wird das Abnagen oder Abbeißen kleiner Stücke ermöglicht. Eine Besonderheit bei Meerschweinchen ist, dass der Zahnwechsel schon vor der Geburt vor sich geht. Zwischen dem 43. und 48. Trächtigkeitstag werden die Milchbackenzähne ausgebildet und bis zum 55. Tag dann vollkommen resorbiert. Noch vor der Geburt werden die neuen, bleibenden Zähne gebildet. Nach der Geburt sind die Meerschweinchenjungen also fähig normal zu fressen, lediglich der letzte Backenzahn ist bei Jungtieren noch vom Zahnfleisch bedeckt.
Die Organe der Meerschweinchen
Jetzt geht`s an die Innereien
1. Zähne (obere Schneidezähne) 2. Lymphdrüsen 3. Kehlkopf 4. Speicheldrüsen 5. Luftröhre 6. Speiseröhre 7. Herz 8. Lungenflügel 9. Zwerchfell 10. Leber (4 teilig) 11. Gallenblase 12. Magen 13. Zwölffingerdarm 14. Dickdarm 15. Dünndarm 16. Blinddarm 17. Blase 18. Harnleiter Quelle: www.sternchenwelt.de/ |
Wir haben ein großes Herz!
Herzgewicht: 2,2 Gramm bei 800 Gramm Körpergewicht Das Herz eines Meerschweinchens ist durchschnittlich 2cm lang und etwa 5-6 cm breit. Es besitzt wie der Mensch auch 2 Vorkammern und 2 Hauptkammern, die alle eine dünne Membran besitzen. Zudem ist die linke Hauptkammer wesentlich kleiner als die rechte Hauptkammer. Durch ein Band sind Herzbeutel und Brustbein verbunden. Ein Meerschweinchenherz wiegt etwa 0,26 - 0,58% des Körpergewichtes. D.h. bei einem Gewicht von 800g wiegt das Herz ca 2,2g bei 1kg Körpergewicht wiegt es 2,8g.
Unsere Leber:
Lebergewicht: 3,9 % des Körpergewichts. Die stark geklappte Leber liegt dem Zwerchfell im Brustteil der Bauchhöhle an und wird links durch den Magen und rechts durch die Grimmdarmschlingen begrenzt. Auf der Unterseite des rechten Mittellappens liegt die haselnussgroße Gallenblase in einer starken Vertiefung. Durch die gebildete Gallensäure werden Fette aufgespalten.
Unsere Milz:
Die Milz eines Meerschweinchens ist ca 2,5 bis 3cm lang und 0,8 bis 1 cm breit. In der Form ähnelt sie einer Scheibe, da sie oval und platt ist. Sie ist mit der linken Niere und durch ein "Magen-Milz-Band" mit dem Magen verbunden. Die Milz liegt also links von der großen Magenkrümmung und besitzt eine Eingeweide- und Wandfläche.
Unser Magen:
Der Magen grenzt an Leber, Bauchspeicheldrüse, Dickdarmschlingen und Milz an und befindet sich links von der 9. bis 11. Rippe. Im Vergleich zum Darm, insbesondere zum Blinddarm ist er sehr klein und immer mindestens bis zur Hälfte gefüllt, nüchtern dürfen Meerschweinchen nie sein. Sein Fassungsvermögen bei ausgewachsenen Meerschweinchen beträgt etwa 20 - 30 ml.
Begrenzt wird er lediglich links durch die Bauchwand, so dass er sich, je nach Füllungsgrad bis zur Nabelgegend hin ausbreiten kann. Lediglich der Magenausgangsbereich besitzt eine ordentlich ausgeprägte Muskulatur, so dass ein aktiver Transport durch Muskelbewegungen nicht stattfinden kann. Der Nahrungsbrei wird deshalb mechanisch durch neu aufgenommene Nahrung weitergeschoben. Daher sind Meerschweinchen Dauerfresser - wir nehmen am Tag 60 - 80 Mahlzeiten ein. Herrscht Futtermangel, wird der Magen trotzdem entleert. Dadurch verlangsamt sich auch die Darmmotorik, da der mechanische Reiz fehlt. Dann kann der Nahrungsbrei nicht weiterverschoben werden, so dass es zu Verdauungsstörungen kommt, weil die empfindliche Darmflora gestört wird. Der Magen ist einhöhlig und verfügt weder über einen Vormagen noch über eine Kardialdrüsenzone, so dass die gesamte Magenschleimhaut zur Bildung eines sauren Verdauungssekretes beitragen muss.
Die Bezeichnung Stopfmagen kommt nicht davon, dass die Nahrung weitergestopft wird, sondern dass der Magen an sich vollgestopft wird, bis nichts mehr reinpasst. Ähnlich stopfen Hühner und Enten ihren Kropf voll, so hat man für Futterpausen genügend Nahrung und der Darm wird nicht so schnell leer.
Unser Darm:
Wie auch der Mensch verfügen Meerschweinchen sowohl über einen Dick- wie auch über einen Dünndarm. Der Darm erreicht bei einem ausgewachsenen Meerschweinchen etwa 225cm an Länge.
Aufgeteilt ist er so:
Dünndarm:
- Zwölffingerdarm (Duodenum) U-Form etwa 10 cm lang
- Leerdarm (Jejunum) etwa 133 cm lang
- Hüftdarm (Ileum) etwa 2-3 cm lang
Dickdarm
- Blindarm (Caecum) etwa 15 cm lang
- Grimmdarm (Kolon) etwa 70 cm lang
- Enddarm (Rektum) nur sehr kurz
Blinddarm
- verantwortlich für den Hauptverdauungsprozess
- mit Bakterien (Laktobazillen) und Einzellern besiedelt
- Darmabschnitt mit dem größten Fassungsvermögen, so dass er ca. 1/3 der Bauchhöhle ausfüllt
- Hufeisenform
- man unterteilt ihn noch mal in Kopf,Körper und Schwanz
- der Hüftdarm geht in den Kopf
Grimmdarm:
- ebenfalls mit für den Hauptverdauungsprozess verantwortlich
- stellt den zweiten Dickdarmabschnitt dar
- verläuft in unterschiedliche Richtungen
- kommt aus dem Kopf
- einige Bereiche des Grimmdarms enthalten bereits geformte Köttel (Kot)
Enddarm/Mastdarm:
- mündet in den After und enthält den auszuscheidenden Kot
Der Verdauungstrakt der Meerschweinchen macht ¼ der Körpermasse aus.
Der Darmtrakt hat eine normal funktionierende Peristaltik.
Im Dickdarm wird die Zellulose (Pflanzenfasern) aufgespaltet. Die hierfür notwendigen Bakterien werden im Blindarm gebildet. Auch Vitamine werden hier erzeugt.
Der Nährstoffreiche Blindarmkot hat ebenfalls hier seinen Ursprung. Er wird von den Meerschweinchen zwischendurch wieder aufgeno.
Die Darmflora der Meerschweinchen kann sich nur langsam auf Nahrungsveränderungen einstellen, da für jede Pflanzenart andere Bakterien für den Stoffwechsel erforderlich sind. Deshalb sollte man Futterumstellungen nur langsam vornehmen. Sonst kommt es zu Fehlgärungen die Bauchweh verursachen.
Die Zähne der Meerschweinchen
Das Gebiss der Meerschweinchen hat eine ganz besondere Anatomie und Funktion. Da Meerschweinchen auf Grund ihres besonderen Stoffwechsels und Verdauungssystemes ständig faserige, blättrige Kost fressen müssen, brauchen sie ein Gebiss, dass der ständigen Belastung auch stand hält, da die Zähne ja ständig abgenutzt werden.
Die Zähne wachsen deshalb 1-2 mm pro Woche.
Das Gebiss besteht aus 2 oberen und 2 unteren Nagezähnen, dazu je 8 Backenzähne. Insgesamt also 20 Zähne.
Das Kauen erfolgt nicht in Mahlbewegungen, sondern durch Schiebebewegungen von hinten nach vorne.
Die Besonderheit, dass die Zähne der Meerschweinchen wurzeloffen sind, begründet sich damit, dass unter den Zahnwurzeln sozusagen die "Zahnfabrik" liegt. Hier finden die Prozesse statt, die permanent die Zähne wachsen lassen.
Die offenen Wurzeln bewirken aber auch, dass die Backenzähne mehr gegen Druck empfindlich sind, als unsere menschlichen Backenzähne. Deshalb ist hartes Futter, wie z. B. getrocknete Maiskörner, Pelletfutter und Getreidekörner absolut ungeeignet und sogar schädlich für die Meerschweinchenzähne. Durch die Überlastung kann es zu Entzündungen und Abszessen kommen.
Pellet- und Trockenfutter: Neben dem großen Druck, der beim Fressen von solchem Futter entsteht, gibt es aber ein weiteres Problem: Es quillt im Magen auf und sättigt viel zu schnell. Dadurch wird zu wenig rohfaserhaltiges Futter gefressen und Zähne zu wenig abgenutzt. Die Folge ist, dass die Zähne dann zu lang werden. Es entstehen überlange Nagezähne und an den Backenzähnen bilden sich zunächst Spitzen, die oftmals die Backenschleimhaut verletzen, und längerfristig bilden sich Zahnbrücken, weil die Backenzähne nach innen zusammen wachsen. Dadurch wird die Zunge blockiert und das Meerschweinchen kann nicht mehr schlucken. Bis es aber soweit kommt, sollten aufmerksame und fürsorgliche Meerschweinchenbesitzer und - besitzerinnen schon bemerkt haben, dass das Meerschweinchen nicht mehr richtig kauen und schlucken kann. Spätestens zu diesem Zeitpunkt, sollte die Tierarztpraxis des Vertrauens aufgesucht werden.
Zu lange Zähne und Zahnspitzen verursachen Schmerzen und erschweren das Fressen. Als Folge entsteht eine Mangelernährung und das Verdauungssystem gerät aus dem Takt. Die Folge sind Durchfälle oder sonstige Veränderungen im Kot.
Wie merke ich, dass mein Meerschweinchen Zahnprobleme hat?
Spätestens wenn Sie diese Anzeichen bemerken, sollten Sie einen Tierarzt/Tierärztin aufsuchen.
- Es frisst weniger als sonst - verweigert vielleicht sogar schon das Futter (Pseudoanorexie)
- Eigenartige Bewegungen beim Kauen, das Schlucken wirkt anstrengend, es macht vielleicht seltsame Kopfbewegungen.
- Sabbern - möglicherweise hat es unter dem Mäulchen ein nasses Fell
- Gewichtsverlust
- Abszesse im Kieferbereich
- veränderte Köttel oder Durchfall
- Zähne knirschen
- sichtbar zu lange und/oder schiefe, ungleichmäßig abgenutzte Nagezähne
Zur Diagnose sind Röntgenaufnahmen in 3 Ebenen erforderlich.
Wichtig ist die fachgerechte Zahnbehandlung durch einen Tierarzt/Tierärztin. Die Zähne müssen in Sedierung wieder eingeschliffen werden, dass sie beim Kauen wieder richtig artikulieren. Sollte der/die Tierarzt/ -ärztin den Eingriff ohne Sedierung durchführen wollen, so sollten Sie das nicht dulden. Ebenso ist es nicht mehr lege artis, nur die Zahnspitzen oder die Nagezähne abzuknipsen. Das gesamte Gebiss muss, idealerweise unter Sedierung, untersucht werden, da auch die Backenzähne ursächlich für eine Fehlstellung der Nagezähne sein können.
Es kann passieren, dass das Meerschweinchen nach so einer Behandlung vorübergehend nicht fressen möchte. Darum braucht es im Anschluss viel Pflege und notfalls Päppelfutter, bis das wieder funktioniert.
Die meisten Zahnprobleme können durch richtiges Futter vermieden werden!
Sollte die Zahnfehlstellung jedoch angeboren sein, wird ein regelmäßiges Einschleifen der Zähne notwendig sein.
Bei bereits entzündeten Zahnwurzeln oder Abszessen im Kiefer, kann es notwendig sein, dass der betroffene Zahn extrahiert werden muss.
Bestehende Entzündungen müssen mit entsprechenden Medikamenten behandelt werden. Ebenso sollten schmerzlindernde Medikamente verabreicht werden.
Makrodontie bei Meerschweinchen
Ein in der Literatur selten beschriebenes, weil bislang noch unzureichend untersuchtes Phänomen, ist die Makrodontie bei Meerschweinchen. Die Definition des Begriffes Makrodontie beschreibt Zähne, die im Verhältnis zur Kiefergröße zu breit sind. Dabei kann es sich um einen einzelnen, aber auch um mehrere betroffene Zähne handeln. Makrodontie tritt sowohl bei Menschen, als auch bei anderen Säugetieren auf, und wird als seltenes Phänomen beschrieben. Ein Makrodont ist also ein Zahn, der ungewöhnlich breit ist. Wodurch die Makrodontie verursacht wird, konnte bisher nicht geklärt werden. Es werden sowohl genetische, als auch erworbene Ursachen vermutet.
Bei Meerschweinchen scheinen aber Zahnprobleme durch Makrodontie häufiger zu sein, als bislang vermutet. Eine Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover hat ergeben, dass Makrodontie häufiger zu sein scheint, als bisher angenommen. Aber dazu gibt es in Deutschland bisher eine einzige Dissertation, die publiziert wurde. Jedenfalls habe ich nicht mehr gefunden. Untersucht wurden 131 Meerschweinchen, die bereits Zahnprobleme hatten. Davon hatten laut der Studie 89% mindestens einen Makrodonten. Die Dissertation kann hier nachgelesen werden:
Dissertation zur Makrodontie bei Meerschweinchen, Tierärztliche Hochschule Hannover
In der Studie wurde aber das Alter der untersuchten Tiere nicht berücksichtigt und auch nicht, ob die Tiere aus seriösen Rassezuchten, oder aus Vermehrungen stammten. Ebenso wurde die Fütterung der Tiere durch die Besitzer nicht berücksichtigt. Das wären meines Erachtens wichtige Faktoren gewesen.
Wie es der Zufall will, kenne ich aber Jemanden, die im Besitz eines Meerschweinchens mit Makrodontie war. Sie hat mich auch auf das Thema aufmerksam gemacht. An dieser Stelle Danke an Sandra, die mir auch das Video, das Foto und die Röntgenaufnahemen zur Verfügung gestellt hat. Das betroffene Meerschweinchen war nicht aus meiner Zucht.
Auf jeden Fall ist es ein spannendes Thema, zu dem ich sicher noch weiter recherchieren werde.
Auf diesem Foto sieht man schon sehr deutlich die übermäßige Breite der unteren Nagezähne:
Zudem zeigte sich im Röntgen, dass sich bei dem Meerschweinchen, vermutlich durch die
Fehlbelastung, am rechten unteren Prämolaren, ein retrogrades Zahnwachstum eingestellt hatte.
Das bedeutet, dass ein Zahn durch erhöhten Druck von oben, nach unten in den Kieferknochen
wächst. Da das Zahnwachstum bei Meerschweinchen auch nach unten endlos ist, wird der Zahn
irgendwann duch den Kieferknochen wachsen und die Backe durchstoßen, was sicherlich mit großen
Schmerzen für das Meerschweinchen verbunden ist. Wenn die Fehlstellung nicht durch Einschleifen korrigiert werden kann, muss der Zahn operativ entfernt werden.
Video Meerschweinchen mit Makrodontie frisst
In dem Video ist deutlich zu sehen, dass die Kaubewegungen des Meerschweinchens durch die Zahnfehlstellung falsch sind. Man nennt das Maloklusion. Der Kontakt der Zähne zu den Antagonisten stimmt nicht mehr.
Artikel zu Makrodontie von Frau Dr. Draschka, Tierarztpraxis Hadern
Der Artikel ist im Fachmagazin www.just4vets.online erschienen und wird mit freundlicher Genehmigung der Autorin, Frau Dr. Draschka veröffentlicht.
Zum Lesen klickt folgt bitte diesen Link: Makrodontie bei Meerschweinchen
Faserzähne
Bei Faserzähnen handelt es sich anscheinend um eine Fehlbildung, die in Zusammenhang mit Makrodontie auftritt. Faserzähne neigen zu retrogradem Zahnwachstum, das bedeutet, dass sie durch den Kieferknochen und die Backe nach aussen wachsen. Ein sehr schmerzhafter Prozess.
Bildquelle: Artikel zur Makrodontie von Frau Dr. Draschka, Fachmagazin just4vets.online
Grundfunktionen und technische Daten
- Körpertemperatur: 37,4 bis 39,5 Grad C
- Atemfrequenz 100 bis 150/Min
- Herzfrequenz 230 bis 380/Min
- Geschlechtsreife ca. 28 - 35 Lebenstag (Gewichtsabhängig)
- Zuchtreife ab 4 - 6 Monaten
- Ausgewachsen mit ca. einem Jahr
- Lebenserwartung Durchschnittlich 5 - 8 Jahre
- Größe: 20 - 35cm
- Gewicht: Böcke bis 1800 Gramm Säue bis 1100 Gramm
- Hitze der Weibchen: Zyklus ca. 18 Tage für ca. 24 Stunden
- Tragezeit: 68-74 Tage
- Geburtsgewicht: 40 bis über 150 Gramm
- Zahl der Jungen: 1 bis 6,sehr selten mehr als 6
- Würfe pro Jahr: möglich sind 4 - 5
- Säugezeit: 21 - 28 Tage
- Zahl der Zitzen: 2
- Zähne: 4 Schneidezähne und 16 Backenzähne, wurzellos, wachsen ständig nach
- Krallen: vorne je 4, hinten je 3
Gewicht: Moppelchen oder Klappergestell ?
Wir haben eine durchschnittliche Körperlänge von ca. 20 - 35 cm. Ein ausgewachsenes Meerschweinchen wiegt zwischen 800 - 1100 g bei Weibchen und 900 - 1500 g bei Böckchen. Ihr Meerschweinchen liegt im Gewicht über oder unter dem Durchschnitt? Ob ein Meerschweinchen zu viel oder zu wenig wiegt hängt weniger vom Gewicht ab, sondern von seinen Proportionen. Wenn sich ein Meerschweinchen eher knochig anfühlt, darf es ruhig etwas kalorienreicher ernährt werden. Dazu kann man mit Karotten, Wurzelgemüse jeder Art, Fenchel und rote Beete füttern. Im Einzelfall brauchen wir auch etwas Haferflocken und Kraftfutter. Wenn ein Meerschweinchen eher einen "Stau am mittleren Ring" zeigt, ein deutliches Doppelkinn hat, sich schwabbelig anfühlt und sich die Hinterfüsschen schon seitlich wegbiegen, dann ist es höchste Zeit für eine Spezialdiät. Am Besten besprechen Sie mit Ihrem Tierarzt die nötige Ernährungsumstellung. Normalerweise haben wir einen festen, birnenförmigen Körperbau.