Soziales Leben von Meerschweinchen

Einführung in Gruppenformen - Sozialverhalten - Kommunikation

Gruppenformen - welche Möglichkeiten gibt es? Vor- und Nachteile

Bedeutung für den Umgang mit Meerschweinchen

  1. Gemischte Gruppe
  2. Weibchengruppe
  3. Böckchengruppe
  4. Erzieherschweinchen
  5. Vergesellschaftung

Haltung einer gemischten Meerschweinchengruppe: Ein Kastrat und Weibchen

 

Die Haltung einer gemischten Meerschweinchengruppe, bestehend aus einem kastrierten Männchen (Kastrat) und mindestens einem Weibchen, gilt als eine der idealen Haltungsformen für diese geselligen Tiere. Ein Kastrat und ein oder mehrere Weibchen schaffen eine natürliche Gruppenstruktur, die sich positiv auf das Sozialverhalten und das Wohlbefinden der Meerschweinchen auswirkt. Diese Form der Gruppe ist stabil, harmonisch und orientiert sich an den natürlichen Familienverbänden der Tiere.

Vorteile der gemischten Gruppe

Ein kastriertes Männchen bringt Ruhe und Struktur in die Gruppe. Die Weibchen profitieren von seiner Anwesenheit, da er oft als „Anführer“ auftritt und eine ausgleichende Rolle übernimmt. Im Gegensatz zu reinen Weibchengruppen, in denen es gelegentlich zu Spannungen kommen kann, führt das gemischte Geschlechterverhältnis zu einem ausgeglichenen Sozialverhalten. Der Kastrat zeigt oft Beschützerverhalten, was den Weibchen ein zusätzliches Sicherheitsgefühl gibt.

Weibchengruppe

Warum die Mädels besser einen Mann (Kastrat) im Haus haben sollten

 

Eine reine Weibchengruppe bei Meerschweinchen ist nicht unbedingt immer problematisch, aber es gibt einige Gründe, warum es manchmal nicht ideal sein kann:

  1. Dominanzverhalten: Weibliche Meerschweinchen können, genau wie männliche, ein ausgeprägtes Dominanzverhalten zeigen. In einer reinen Weibchengruppe kann es zu Streitigkeiten und Machtkämpfen kommen, besonders wenn nicht genügend Platz oder Ressourcen wie Futter und Unterschlüpfe vorhanden sind.

  2. Soziale Dynamik: Männliche Meerschweinchen können oft zur Stabilität einer Gruppe beitragen, indem sie eine natürliche Hierarchie unterstützen. Ohne diese Dynamik kann es bei reinen Weibchengruppen schwieriger sein, eine harmonische Balance zu finden.

  3. Individuelle Verträglichkeit: Nicht alle Weibchen vertragen sich gut miteinander. Es hängt stark von den individuellen Charakteren der Tiere ab, ob eine harmonische Gruppe gebildet werden kann. Manchmal kann ein Kastrat (kastriertes Männchen) dazu beitragen, Spannungen zu reduzieren.

  4. Verhaltensvielfalt: Eine gemischte Gruppe kann eine breitere Palette an Verhaltensweisen und Interaktionen zeigen, was für die Tiere anregender und natürlicher sein kann.

Es ist wichtig, die Gruppendynamik im Auge zu behalten und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen, um das Wohlbefinden der Tiere sicherzustellen. Wenn man eine reine Weibchengruppe hält, sollte man auf ausreichend Platz, Versteckmöglichkeiten und Futterstellen achten, um potenzielle Konflikte zu minimieren.

Ovarialzysten

Es gibt einige Berichte und Vermutungen, dass Meerschweinchenweibchen in reinen Weibchengruppen ohne Männchen (insbesondere ohne Kastraten) häufiger Ovarialzysten entwickeln können. Ovarialzysten sind flüssigkeitsgefüllte Bläschen an den Eierstöcken und können bei Meerschweinchen relativ häufig auftreten und müssen meistens behandelt werden.

Mögliche Gründe für die Verbindung:

  1. Hormonelles Gleichgewicht: Es wird vermutet, dass die Anwesenheit eines Männchens, selbst eines kastrierten, das hormonelle Gleichgewicht in der Gruppe beeinflussen könnte, was wiederum die Entwicklung von Zysten beeinflussen kann.

  2. Stress und soziale Interaktion: Stress durch soziale Spannungen in reinen Weibchengruppen könnte ebenfalls ein Faktor sein, der das Risiko von Ovarialzysten erhöht. Ein Kastrat kann manchmal helfen, die Gruppenharmonie zu fördern und Stress zu reduzieren.

  3. Beobachtungen und Erfahrungswerte: Einige Halter und Tierärzte berichten von einer geringeren Inzidenz von Ovarialzysten in gemischten Gruppen, was auf eine mögliche Verbindung hinweisen könnte. Es gibt jedoch keine definitiven wissenschaftlichen Studien, die diesen Zusammenhang klar bestätigen.

Letztlich ist die genaue Ursache von Ovarialzysten bei Meerschweinchen nicht vollständig geklärt. Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen sind wichtig, um gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Leider gibt es keine ausreichenden Studien darüber, aber es gibt Erfahrungswerte. 

Meine Erfahrung ist, dass ich es in meinem Bestand wirklich selten mit Zysten zu tun habe. Das mag einerseits mit der Außenhaltung zu tun haben, da die unterschiedliche Tageslichtlänge auch auf den Hormonhaushalt auswirkt. 
Wahrscheinlicher ist aber, dass der Grund darin liegt, dass meine Mädels trächtig werden dürfen und Junge haben. 

Es gibt keine umfassenden wissenschaftlichen Studien, die eindeutig belegen, dass Trächtigkeit und Geburt die Bildung von Ovarialzysten bei Meerschweinchen positiv beeinflussen oder verhindern. Die Entwicklung von Ovarialzysten bei Meerschweinchen kann von vielen Faktoren abhängen, einschließlich genetischer Veranlagung, hormonellem Gleichgewicht und Umweltbedingungen.

Einige Überlegungen dazu, wenn man selbst nicht züchtet:

  1. Hormonelle Veränderungen: Während der Trächtigkeit und Geburt durchläuft ein Meerschweinchenweibchen verschiedene hormonelle Veränderungen. Es wird vermutet, dass diese hormonellen Schwankungen möglicherweise eine Auswirkung auf die Bildung von Zysten haben könnten, aber es gibt keine belastbaren Daten, die dies bestätigen.

  2. Gesundheitsrisiken: Trächtigkeit und Geburt bringen erhebliche Gesundheitsrisiken für Meerschweinchen mit sich, insbesondere wenn sie über sechs Monate alt sind und noch nie zuvor geworfen haben. Das Becken kann sich verknöchern, was zu schweren Komplikationen bei der Geburt führen kann.

  3. Langfristige Effekte: Selbst wenn es einen Einfluss der Trächtigkeit auf das Risiko von Zysten geben sollte, muss bedacht werden, dass die Risiken und Belastungen einer Trächtigkeit für das Weibchen und die Jungtiere oft die potenziellen Vorteile überwiegen.

Da der Zusammenhang zwischen Trächtigkeit, Geburt und der Entwicklung von Ovarialzysten nicht ausreichend erforscht ist, sollten Entscheidungen über die Fortpflanzung von Meerschweinchen stets unter Berücksichtigung des Wohlergehens der Tiere und in Absprache mit einem qualifizierten Tierarzt getroffen werden. Als Meerschweinchenliebhaber, also nicht Züchter, sollte man davon eher Abstand nehmen.

Haltung von Bockgruppen

Männer WG - so können Böckchen als Gruppe miteinander leben

Leider gibt es immer wieder Fehlinformationen und Vorurteile zur Böckchenhaltung bei Meerschweinchen. Immer wieder wird behauptet, dass Meerschweinchen Böcke grundsätzlich nicht zusammen gehalten werden können. Das ist aber so nicht ganz richtig, denn man kann durchaus mehrere Böcke gut in einem Gehege halten, wenn man bestimmte Regeln beachtet. Grundvoraussetzung für ein dauerhaft friedliches Miteinander ist ein ausreichendes Platzangebot (nicht nur bei Böckchen).

Auch wenn Meerschweinchen grundsätzlich friedliebende Tiere sind, kommt es gelegentlich mal zu Reibereien. Da kann sich der Eine oder der Andere doch schon auch mal eine blutige Nase holen, oder es wird auch gerne mal in den Po gezwickt. Wenn es zu Spannungen kommt, kann sich jeder dann in eine andere Ecke zurückziehen und erst einmal zur Ruhe kommen. Meistens regeln sich dann solche kleinen Streitereien von ganz alleine, spätestens wenn es wieder was zu futtern gibt.

Bei solchen Rangeleien geht es meistens um die Rangordnung - und hier sollten wir es tunlichst unterlassen uns einzumischen. Das müssen die Schweinchen ganz alleine unter sich ausmachen! Meistens sieht es schlimmer aus, als es ist. Unbedingt Ruhe bewahren! Sollte es jedoch zu einer ernsthaften Beisserei kommen, bei der abzusehen ist, dass es zu schwereren Bissverletzungen kommt, weil sich die beiden Kampfschweinchen ineinander verbissen haben und keiner will aufgeben, sollte man mit einer Zeitung, einem Besen oder ähnlichem dazwischen gehen um die Kamphähne erst einmal voneinander zu trennen. Bisswunden, die sich Meerschweinchen untereinander zufügen heilen meistens schnell und problemlos ab, man kann die Heilung auch z. B. mit Betaisadona Lösung und Wundsalben unterstützen. Auf keinen Fall mit den Händen oder Füßen dazwischen gehen, die beiden Hitzköpfe werden in dieser Situation nicht zwischen dem Kontrahenten und Ihren Fingern oder Zehen unterscheiden, und was dabei rauskommen kann, können Sie →hier nachlesen.

Am Rande sei bemerkt, dass es auch bei Weibchen zu Zickereien und gelegentlich auch zu Beissereien kommt. Welche Gruppenhaltung wäre also empfehlenswert? Mindestens 2 Tiere, wenn man mehrere Böckchen halten möchte, wäre eine gerade Anzahl, also z. B. 4 anzuraten, damit keiner das 5. Rad am Wagen wird. Bei Jungböckchen ist es meines Erachtens egal ob es Wurfgeschwister oder wurffremde Meerschweinchen sind, da sich (wie bei uns Menschen auch) auch Geschwister heftig streiten können, wenn es um die Rangordnung geht und auch wurffremde Meerschweinchen können die besten Freunde werden. Auch wenn sich Jungböckchen momentan gut verstehen, gibt es keine Garantie dafür, dass das so bleibt, wenn sie in die Pubertät kommen.

Es kann in Einzelfällen vorkommen, dass sich hier zwei sehr dominante Persönlichkeiten aufeinander treffen, von denen sich keiner unterwerfen mag, weil jeder der Chef sein will. Altböcke kann man i. d. Regel relativ problemlos mit Jungböcken (bis ca. 12 Wochen) vergesellschaften, da sich die Jungböcke problemlos unterordnen. Trotzdem kann es in der Pubertät dazu kommen, dass der Jungbock dem Alten seinen Platz streitig machen will und erst einmal von dem Alten in die Schranken gewiesen wird. Dabei kann er sich dann schon einmal eine blutige Nase oder eine dicke Lippe holen. Manchmal treffen zwei sehr dominante Persönlichkeiten aufeinander, zwei Supermachos. Sollte man nun wirklich alle Voraussetzungen (genügend Platz) erfüllt haben und es kommt dennoch dauerhaft keine Ruhe in die Bockgruppe, sollte man die Gruppenzusammenstellung ändern. Eine nachträgliche Kastration wird wahrscheinlich nicht helfen. In der Regel werden Böckchen zwar ca. 4-6 Wochen nach der →Kastration, wenn nicht mehr so viele Hormone produziert werden, doch etwas ruhiger und zeigen sich dann durchaus verträglicher, aber einmal zerstrittene Böcke werden sich auch nach einer Kastration nicht wieder vertragen. Wenn man es bei relativ jungen Böckchen mit einer Kastration versuchen möchte, ist wichtig, dass der Kastrat nach der OP nicht zu lange von seinen Artgenossen getrennt bleibt. Wie ruhig er wird, hängt auch vom Alter ab in dem die Kastration durchgeführt wird. Je jünger er ist, desto ruhiger wird er meistens.


Ein ausgewachsener Bock wird sein Verhalten nicht durch die Kastration ablegen. Kastration ändert nicht den Charakter, sie werden nur etwas ruhiger.

Deshalb empfehle ich, um Problemen in der Gruppe vorzubeugen, die frühzeitige Kastration aller Böckchen in der Gruppe. Hier ist besonders die Frühkastration interessant. Zudem sollte beim Kauf von Jungtieren ein Erziehermeerschweinchen dazu gesetzt werden. Dann klappt es auch mit der Böckchengruppe. 

Kastrierte erwachsene Böcke kann man zunächst durch eine Sichtgitter trennen und nach ca 4-6 Wochen auf einem größeren Raum zusammenführen.

Sollte die Unverträglichkeit weiter bestehen, hat man dann die Möglichkeit, sie nach einer Kastration  jeweils mit einem Mädchen zu vergesellschaften.

Nur mal schnell mit einem Weibchen zusammen? Nein, davon ist absolut abzuraten!

1. So schnell klappt es nun in der Regel doch nicht, mit dem Nachwuchs. Auf eine Stunde geht da meistens noch gar nichts. Da muss das Weibchen schon zufällig gerade brünstig sein.

2. Man kann davon ausgehen, dass auch eine gute Männerfreundschaft nach so einem "Seitensprung" für immer zerstört ist. Sie werden die Böckchen nicht wieder erkennen. Gerade noch dicke Freunde - jetzt Feinde, die bis auf das Blut kämpfen. Eine Rückvergesellschaftung ist wenn überhaupt, dann nur mit viel Erfahrung und Tricks möglich. Und ohne Kampf wird es nicht abgehen.

Warum ein Erziehermeerschweinchen?

 

Meerschweinchen Zeichnung

Oft haben Meerschweinchenneulinge den Wunsch, 2 oder mehr Jungtiere zu adoptieren, weil man dann glaubt, mehr Chancen zu haben die Tiere total handzahm zu bekommen. 
Nun stelle man sich aber vor, man lässt 2 pubertierende Jungendliche in eine Wohngemeinschaft ziehen, ohne einen erwachsenen Erzieher dabei. Genau, da mag man gar nicht dran denken.... 
Es entstehen früher oder später Konflikte und Reibereien......

Genau so verhält es sich oftmals auch bei jungen Meerschweinchen. Sie kommen meistens gleichzeitig in die Pubertät, die oft auch als Rappelphase bezeichnet wird. Die Jungen, besonders die Jungs, messen ihre Kräfte..... Bevor diese Rangeleien in eine handfeste Rauferei ausarten, kommt hier ein Erzieher zum Einsatz, der dazwischen geht und die Halbstarken in ihre Schranken weist. Ausserdem lernen die Jungtiere durch Nachahmung von den erwachsenen Tieren. Sie lernen die Feinheiten der Kommunikation, Sozialverhalten und Konfliktvermeidung. Die Jungen wachsen gut betreut auf und werden später gut sozialisierte, erwachsene Meerschweinchen.

Je nach Gruppenzusammenstellung kann das Erziehermeerschweinchen ein erwachsenes Weibchen oder ein erwachsener Kastrat sein. 
Hier werde ich Sie gerne beraten, was zu Ihren Jungspunden am besten passt. 

 

Vergesellschaftung von Meerschweinchen

So klappt es mit der Gruppe

Am Anfang steht das Gehege, ein ausreichend großes Gehege ist die Grundvoraussetzung für eine funktionierende Meerschweinchengruppe. Tiere, die auf zu engem Raum leben, können Aggressionen entwickeln. Jedes Meerschweinchen braucht auch die Möglichkeit, sich zurück zu ziehen. Bei der Gehegegröße darf man sich aber keinesfalls an den gesetzlichen Mindestanforderungen im Tierschutzgesetz orientieren. Meerschweinchen sind Tiere, die sich gerne und viel bewegen. In ihrem natürlichen Habitat sind sie ständig auf Futtersuche und legen zeitweise enorme Strecken zurück. 
Zu groß gibt es also nicht. In allen Fällen gilt: Das Gehege sollte frisch gereinigt sein und für Notfälle sollte es eine Möglichkeit geben, die Tiere mit einem Gitter zu trennen.

Grundsätzlich kommt bei jeder Vergesellschaftung erst mal Leben in die Bude. Es wird unruhig und laut, die Tiere müssen sich kennenlernen. Es kann zu Drohgebärden und Imponiergehabe kommen, da wird beschnuppert und das eine oder andere Meerschweinchen durch das Gehege gejagt. Es kann vorkommen, dass es auch mal ein blutiges Näschen oder den einen oder anderen Zwicker in den Po gibt. Das ist alles völlig normal. Wichtig ist, dass Mensch da keinesfalls eingreift, oder die Tiere trennt! Dieser Prozess gehört zur Bildung der Rangordnung, die Gruppe (egal ob 2 oder mehr Tiere), muss sich neu formatieren. 

Eingegriffen wird erst, wenn 2 Meerschweinchen ernsthaft aufeinander losgehen. Ich sage immer: Wenn sie aussehen, wie 2 Meerschweinchen im Schleudergang der Waschmaschine. Dann sollte man die Tiere unter Beachtung des Selbstschutzes (dicke Lederhandschuhe oder Schnittschutzhandschuhe aus Metall) getrennt. Bevor man eines der Tiere herausfängt, sollten sie noch mit einer zusammengerollten Zeitung oder einem Handfeger getrennt werden. Natürlich nicht schlagen! Nur dazwischen gehen, dass sie voneinander ablassen!

Da kann helfen:

Wenn es bei erwachsenen Tieren schwierig wird, kann man folgendermaßen vorgehen:
Neutraler Grund - ein seperates Gehege konstruieren - rein provisorisch.
Darin Futter verteilen und die Tiere zusammen setzen. Nur Unterstände verwenden, keine geschlossenen Häuschen. 

Wenn es dann immer noch nicht besser wird, das Gehege zweiteilen. Dann täglich "das Revier" tauschen. Die Tiere sollten nur durch ein Gitter getrennt sein, damit sie sich beschnuppern können, ohne sich zu beissen. 

Manchmal liegt das Problem auch bei den Menschen:

 

Zu hohe Erwartungshaltung: Das Meerschweinchen ist ein sehr soziales Tier - muss es sich deshalb zwingend mit jedem Artgenossen verstehen? Nein, so, wie das bei uns Menschen auch ist, kann man das nicht erzwingen. Manchmal passt es einfach nicht und da wir unsere Meerschweinchen ja gewissermaßen in eine Wohngemeinschaft zwingen, ihnen den neuen Partner/ die Partnerin regelrecht vor die Nase setzen, kommt es manchmal zu völlig unerwarteten Reaktionen. Friede, Freude, Eierkuchen ist eben nicht die Regel. 

Geduld! Geduld! Geduld! Eine Vergesellschaftung kann manchmal 3-4 Wochen dauern, bis sich die Lage beruhigt. 

Wenn es zwischen 2 Meerschweinchen langfristig gar nicht klappt, ist es gut, wenn man das Tier aus einer guten Zucht gekauft hat. Dort hat man nämlich auch die Möglichkeit, das Tier zurück zu geben, die Probleme zu besprechen und ggf. ein anderes Tier zu bekommen.

Unterbrechung des Rangordnungsprozesses: Zu viel Sorge um die Tiere bewegt die Menschen manchmal dazu, zu früh einzugreifen und den Rangordnungsprozess zu unterbrechen, weil sie Angst haben, dass besonders Nachts etwas Schlimmes passieren könnte. Nochmals der dringende Apell! Lasst die Tiere machen. Wenn man sie zu früh trennt, geht dieser Prozess jedes Mal wieder von vorne los! So wird das nix. 

Warum ein Erziehermeerschweinchen wichtig ist: Wenn Sie Eltern sind, dann werden Sie wissen, dass es keine gute Idee ist, 2 Kinder oder pubertierende Teenager alleine wohnen zu lassen, ohne die Führung von Erwachsenen mit Sozialkompetenz. Genauso verhält es sich bei jungen Meerschweinchen, sie brauchen erwachsene Tiere als Vorbilder, die notfalls auch eingreifen und den Jungtieren falsches Verhalten aufzeigen, sie regulieren. Denn Sozialkompetenz ist nicht nur vom angeborenen Charakter abhängig, sondern ist überwiegend erlerntes Verhalten. 

Das ist NORMAL

  • quieken
    rennen
    Aufreiten (Dominanzverhalten)
    Zähne klappern
    bromseln
    allgemeine Aufregung
    ein bisschen beißen

Neue Gruppe: Idealerweise kaufen Sie Ihre neue Gruppe komplett bei dem selben Züchter/Züchterin. Hier werden Sie beraten, welche Tiere zusammen passen und ob sie ein Erziehermeerschweinchen dazu brauchen. Alle Tiere werden dann in das neue Gehege eingesetzt. Nach einer ersten Orientierungphase wird sich dann die Gruppe formatieren und die Rangordnung festlegen. In dieser Phase kann es etwas turbulenter zugehen, aber das ist völlig normal. Man sollte in dieser Zeit nur darauf achten, dass sich nicht zwei zu sehr in die Wolle bekommen. Aber auch, wenn einmal kurzzeitig "die Fetzen fliegen", so wird sich das in der Regel nach kurzer Zeit legen. 

Erwachsenes Tier und Jungtier: Das klappt in der Regel sehr gut, denn Meerschweinchenbabys stellen noch keinerlei Ansprüche an das Revier und das (gut sozialisierte) erwachsene Tier übernimmt die Erzieherrolle.  Sie werden nicht als Eindringlinge empfunden. Trotzdem kann es auch noch später, wenn die Jungtiere pubertieren, zu Reibereien kommen. Sie stellen oftmals die Rangordnug in Frage. Das ältere Tier wird ihnen meistens ganz schnell klar machen, dass das so nicht geht und die Sache ist geklärt. In Einzelfällen kommt es aber tatsächlich vor, dass das Jungtier dem Älteren den Rang abläuft. Damit sollte es geklärt sein.

Erwachsenes Tier und erwachsenes Tier: Jetzt könnte es schwierig werden, Betonung liegt auf könnte, muss aber nicht. Man sollte bedenken, dass eines der Tiere immer der Revierinhaber ist. Das neue Tier ist dann ein Eindringling. Die Reaktionen auf den Eindringling können überraschend sein. Manchmal wird das Revier sofort heftig verteidigt, manchmal herrscht erstmal eine Art Schockstarre, man versucht sich gegenseitig zu ignorieren, die Reibereien kommen dann erst etwas später. Sollte es innerhalb der ersten 2 Tage ruhig bleiben, dann kann man davon ausgehen, das nichts mehr nachkommt. Manchmal ist es auch Liebe auf den ersten Blick. Nach einem herzlichen "Servus" wird sich beschnuppert und gleich das Futter geteilt. Das kann man aber beim besten Willen nicht vorhersehen. Es hängt von vielen Faktoren ab. 

Adultes Weibchen und Adultes Männchen/Kastrat: Diese Kombi ist in der Regel am unkompliziertesten, aber nicht ohne Restrisiko. Auch hier können Beissereien vorkommen. Achtung: Der Bock muss mindestens 3-4 Wochen vor der Vergesellschaftung mit einem Weibchen kastriert werden und seine Nachkastratiosfrist getrennt von Weibchen abgesessen haben.

Adultes Weibchen und Adultes Weibchen: Auch hier verläuft es oft unkompliziert - aber ebenfalls nicht ohne Restrisiko.

Adultes Böckchen x Adultes Böckchen: Davon rate ich grundsätzlich ab. Es ist zwar nicht unmöglich, aber es hängt von vielen Faktoren ab, ob die Beiden zusammen finden. Dazu erfordert es sehr viel Platz und Erfahrung. Lieber ein junges Böckchen/Kastrat dazu setzen. Dann klappt das auch mit dem Nachbarn. Idealerweise wählt man einen Frühkastraten.

Der Partner meines Meerschweinchens ist verstorben und ich möchte aber kein Meerschweinchen mehr dazu kaufen, weil ich aus der Meerschweinchenhaltung aussteigen möchte

Einzelhaltung von Meerschweinchen ist ein absolutes NOGO, abgesehen von wenigen Ausnahmen. Wenn man aber das hinterbliebene Meerschweinchen nicht hergeben möchte, um ihm ein artgerechtes Leben zu ermöglichen, das dem Tierschutzgesetz entspricht, bieten wir einen ganz besonderen Service: Leihmeerschweinchen