Verhalten der Meerschweinchen

Sozialverhalten | Sprache | Verhaltensstörungen | Bissigkeit


Meerschweinchen verstehen lernen - das funktioniert nur, wenn man die Bedürfnisse der Tiere kennt und erfüllt. Denn Meerschweinchen sind sehr soziale Tiere und haben weitaus höhere Bedürfnisse, als ein sauberes Quartier und Futter. Mit einer guten Beobachtungsgabe, viel Geduld und den Artikeln auf diesen Seiten wirst auch Du zum Meerschweinchenflüsterer. 

  1. So sind wir
  2. Soziales und Charakter
  3. Verhaltensstörungen
  4. Bissige Meerschweinchen
  5. Richtiges Tragen
  6. Lautsprache
  7. Körpersprache
  8. Spiel & Popcorn
  9. Schlafverhalten
  10. Vertrauenssache/Zutraulichkeit

Wir Meerschweinchen, so sind wir

Ja, wie sind wir eigentlich? Zunächst einmal würde ich sagen, dass wir zu den friedlichsten Geschöpfen auf Gottes großer Erde gehören. Wir tun keinem was zuleide, ausser, ein anderer Bock will uns ein Weibchen streitig machen. Na, da könnt ja jeder kommen! Wir Männer können uns wegen so einer Schönheit schon ganz schön prügeln, äh beissen. Ausser ins Futter beissen wir normalerweise in nichts Anderes rein. Höchstens mal, wenn man uns zu sehr geärgert hat. Dann wird aus dem Einen oder Anderen von uns schnell auch mal ein Wehrschweinchen. Und wir unterhalten uns gerne, mit Jedem, der uns nicht zu nahe tritt. Was, ihr versteht uns nicht? Dann müsst ihr aber ganz schnell Meerschweinisch lernen. Wir haben eine sehr differenzierte Sprache, mit jedem unserer Artgenossen reden wir einen anderen Dialekt, und mit euch zweibeinigen Futterspendern auch. Aber wir reden nicht nur mit dem Mund, wir haben auch eine ebenso komplexe Körpersprache.

 

Kein Schwein ist gern allein, wir brauchen immer möglichst viele Meerschweinchenfreunde um uns herum. Wir sind also sehr sozial und gesellig. Nur Männer untereinander kommen sich ins Gehege, wenn nicht genügend Platz da ist und Weibchen in der Nähe sind. Darum meine Bitte an Euch, haltet uns niemals in Einzelhaft! Auch mit einem Kaninchen wollen wir niemals gerne zusammenleben. Da sind wir eigen. Na ja, wir tun denen ja nichts, und sie uns meistens auch nicht, aber ein Artgenosse ist ganz wichtig für uns.

Zitat aus einem Text von Alexandra Kestler:

" Ach mein Hase und mein Meeri kuscheln doch zusammen also geht das doch super!! " Ihr müsst nur mal daran denken das über 90% aller Meeribabys mit Geschwistern geboren werden, sie werden zusammen aufgezogen und lernen das Meeritypische Verhalten von ihrer Mama und den Rudelkollegen. Dann, wenn die " Aufzuchtphase " beendet ist wird es von seiner Mama getrennt und in eine neue Familie abgegeben. Stellt euch folgende Situation doch mal vor:

" Ihr werdet von eurer Familie und Freunden getrennt, ganz alleine in ein ca . 10 m2 großes Gefängnis eingeschlossen und ab und zu kommt ein Elefant vorbei der euch fängt, hochhebt, so das ihr befürchten müsst runter zu fallen. Er redet mit euch in einer komischen Sprache, ihr versteht kein Wort. Eine sehr unangenehme und beängstigende Situation für euch. Dann bekommt ihr einen " Partner ". Der Elefant hat es gut gemeint und euch eine Kuh in euer Zimmer gesetzt .

Super, die Kuh macht euch ja nichts aber seit ihr damit zufrieden?? Ich hoffe sehr, dass ihr den Sinn dieses Berichtes versteht. Nicht jedes Meerschweinchen ist gleich, manche fügen sich schnell und gut in diese Situation ein, aber andere werden krank vor Einsamkeit. Sie bekommen Depressionen, dass kann von Futterverweigerung bis Selbstverstümmelung führen . Ach so gerne sagen die Leute : " Wir möchten das Meeri alleine halten da es dann zutraulicher wird ". Diese Meinung ist sehr egoistisch und absolut falsch, es ist klar das die Schweinchen dann vermehrt den menschlichen Kontakt suchen, aber einen echten Freund mit dem man kommunizieren kann, kuscheln kann und das bei Tag und Nacht, einer der die Körpersprache und die ganze Gestik versteht, so was kann kein Mensch oder Hase einem Meeri bieten.

Meeris sind und bleiben Rudeltiere und ich hoffe sehr, dass ihr durch diesen Bericht begreift wie wichtig Gesellschaft für ein Meeri ist und damit meine ich definitiv keine Hasen. Wenn ihr so einer süßen Fellnase ein neues Zuhause geben wollt, denkt bitte daran: Immer mindestens zu zweit .Dann fühlen sich die Meeris wohl und zeigen das auch.

Wenn wir als Gruppe unterwegs sind, laufen wir auch ganz gerne im Gänsemarsch, da fühlen wir uns sicherer. Wir erkennen uns untereinander am Geruch, denn wir haben sehr feine Nasen. Der Chef/die Chefin geht immer voraus!

So friedlich wie wir sind, haben wir kaum eine Möglichkeit uns zu wehren, wenn wir mal wirklich angegriffen werden. Und wir sind dabei auch noch wahnsinnig schreckhaft. Wir verfallen in eine regelrechte Schreckstarre, wenn uns jemand von oben oder ohne dass er uns vorher anspricht zu nahe kommt. Das kommt daher, weil wir immer vor Fressfeinden auf der Hut sein müssen. Da gibt es große Vögel, Katzen, Marder usw. Vor denen laufen wir, wenn wir können, ganz schnell davon und verstecken uns. Darum brauchen wir auch immer ganz viele Häuschen oder hohle Baumstämme im Gehege. Wenn wir dann merken, dass keine Gefahr droht, dann sind wir aber gleich ganz fürchterlich neugierig.

Es gibt viele Dinge, die uns erschrecken können. Wir haben z.B. sehr empfindliche Ohren. Wir können Töne hören, die Menschen schon lange nicht mehr wahrnehmen. Deshalb mögen wir auch keine lauten Geräusche.

Wir können auch besser sehen, als die Menschen. Wir sehen nach vorne und nach der Seite, ohne unseren Kopf drehen zu müssen. Dadurch können wir Feinde frühzeitig sehen und davonlaufen. Wir erkennen auch Farben und können sie voneinander unterscheiden. Zumindest Rot, Gelb, Grün und Blau. Die anderen Farben fallen mir gerade nicht ein....Dafür ist unser räumliches Sehvermögen nicht allzu gut ausgeprägt und wir können Entfernungen schlecht abschätzen.

Na und bei aller Bescheidenheit, natürlich sind wir auch sehr intelligent. Wir haben gerne Abwechslung, und wir lernen gerne. Dafür machen wir auch gelegentlich kleine Kunststückchen.

Wer hat da behauptet, dass wir verfressen sind? Natürlich nicht, wir sind sogar kulinarische Genießer! Dass wir den ganzen Tag über fressen, liegt an unserm besonderen Verdauungssystem. Dadurch müssen wir bis zu 100 mal am Tag immer wieder nachschieben. Und deswegen brauchen wir auch so viel Heu.

Stinken? Nein, wir stinken nicht, wir riechen eben nach Meerschweinchen. So wie jede Gattung ihren eigenen Körpergeruch hat. Nur manchmal empfinden Artfremde den Geruch des anderen als stinken. Ihr Menschen habt aber auch komische Nasen! Dabei sind wir auch noch sehr reinlich. Wir putzen uns, so gut das bei der Felllänge geht immer selbst. Na, bei den ganz langhaarigen Hippies unter uns, da müssen die Zweibeiner schon helfen. Aber sonst, sind wir sehr reinlich.

Dass wir unsere Köttel, den sogenannten Blinddarmkot,  immer wieder mal selber fressen, liegt daran, dass wir die darin enthaltenen Mikroorganismen und Bakterien zur Verdauung brauchen. Das ist wie ein Joghurt für uns und hält unseren Darm im Gleichgewicht.

Erziehen, oder besser gesagt gefügig machen, wie einen Hund, das kann man mit uns nicht machen. Wir sind doch nicht doof!  Wir mögen zwar unsere Gurkengeber ganz gerne, doch leben wir gerne so wie wir das möchten.

Streicheln darf man uns auch, wenn wir das gerade möchten, aber man darf  uns keinesfalls mit Kuscheltieren verwechseln. Und wir wollen auch nicht die ganze Zeit rumgeschleppt werden. Deshalb sind wir eigentlich nicht wirklich als Spielpartner für Kinder geeignet. Wenn ihr uns streichelt und wir dabei den Kopf hochschlagen, dann tun wir das nur um euch zu zeigen, dass wir das nicht wollen. Eure Berührung ist uns nämlich auch nicht immer angenehm. Ihr wollt ja auch nicht immer angefasst werden!

Sportlich sind wir, ja das kann man so sagen. Wir bewegen uns gerne und hüpfen auch mal auf das Dach unserer Häuschen, weil man da eine bessere Aussicht hat. Wir beschränken uns mit unserer sportlichen Leistung mehr auf den Freizeitsport als auf ein Hochleistungstraining. Aber unterschätzt uns nicht, wir können nämlich ganz schön schnell flitzen, wenn wir wollen, so dass wir euch immer noch abhängen!

So, das war`s jetzt vorerst, was es über uns zu erzählen gibt. Wenn mir noch was einfällt, dann sag ich`s Euch. Schaut doch mal wieder bei mir vorbei!

Euer Moppel Sureprise

 

 

 

 

Sozialverhalten und Charaktere unserer Meerschweinchen

Meerschweinchen sind Charakterschweinchen. Man findet die komplette Bandbreite an Verhaltenseigenschaften, die sich auch beim Menschen und anderen Tierarten zeigen. Einerseits ist es jedem Schweinchen in die Wiege gelegt, welchen Charakter es hat, andererseits gibt es natürlich auch erworbene Eigenschaften. Mit viel Geduld kann man negative Verhaltensweisen aber auch - zumindest bedingt - abtrainieren.

Welche Charaktereigenschaften und Sozialverhalten kann man bei Meerschweinchen beobachten?

  • Agroschweinchen
    Angstschweinchen
    Dominanzschweinchen
    Einzelschweinchen
    Frechschweinchen
    Irgendwieandersschweinchen
    Mutschweinchen
    Neugierschweinchen
    Schüchternschweinchen
    Wutschweinchen
    Rangordnung
    Kuscheln
    Verhaltensstörung
    Bissigkeit

Das Agroschweinchen

Wenn Meerschweinchen sich aggressiv zeigen, ist das meines Erachtens nach niemals eine angeborene Verhaltensweise, sondern eine erworbene. Die Ursachen hierfür können sein:

  • Falsches Handling, das Tier entwickelt große Ängste oder hat Schmerzen, weil es falsch hochgehoben/getragen wird. Wenn es kann, wird es versuchen sich zu wehren und beisst. Wenn es damit Erfolg hat, wird es diese Methode immer wieder anwenden. Siehe auch Kapitel Bissigkeit.

  • Zu kleine Käfige. Man stelle sich vor, wie Menschen reagieren, wenn sie gezwungen werden auf zu engem Raum mit anderen Menschen zusammen zu leben. Auch hier entstehen Agressionen, besonders, wenn man keine Möglichkeit hat sich auszuweichen, weil man eingesperrt ist. Genauso ergeht es Meerschweinchen, wenn sie aus Unwissenheit oder Ignoranz nach dem Motto "das ist doch nur ein Kleintier" in zu enge Behausungen gesperrt werden. Abhilfe schafft hier ganz einfach ein größeres Gehege. Eine zu kleine Wohnung ist dabei keine Ausrede, denn es gibt wunderbare Eigenbauten, wo man auf vergleichsweise kleiner Fläche viel Raum Bewegungsmöglichkeit für Meerschweinchen bieten kann.

  • Falsche Gruppenzusammenstellung: Auch das kann zu Aggressionen führen, wenn die Tiere einer Gruppe einfach nicht miteinander können. Eventuell sind zwei sehr dominante Charaktere aufeinander getroffen und keiner will sich dem Anderen unterordnen?

  • Schmerzen: Ganz klar, Schmerzen können aggressiv machen! Das weiß Jeder, der schon unter starken oder lang anhaltenden Schmerzen gelitten hat. Da Meerschweinchen schwierige Patienten sind ist hier eine genaue Beobachtung erforderlich. Alle anderen Ursachen ausgeschlossen? Wann reagiert es aggressiv? Hier kann ein Besuch beim Tierarzt nötig sein.

  • Psychische Erkrankung: Nicht zuletzt wäre das auch eine Ursache für aggressives Verhalten, denn psychische Erkrankungen gibt es auch bei Tieren. Wenn alle anderen Ursachen ausgeschlossen werden können, sollte man diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Allerdings gibt es dazu nicht weiter viel zu erläutern, denn psychische Erkrankungen sind schon beim Menschen noch längst nicht ausgeforscht, geschweige denn bei Tieren.

 


Das Angstschweinchen

Meerschweinchen sind von Natur aus Angsthasen. Sie sind Fluchttiere, ständig auf der Hut vor Beutegreifern. Da sie sich schlecht wehren können, bleibt nur verstecken, still halten (Angststarre) oder, wenn das nichts nützt, davonlaufen. Deshalb sollte man sich Meerscheinchen auch niemals von oben nähern, da dies die natürliche Angst vor Raubvögeln oder anderen Beutegreifern auslöst, die von oben zupacken.

Dies ist auch in unseren domestizierten Meerschweinchen erst mal fest verankert. Jedes neugeborene Meerschweinchen trägt diese Angst und das damit verbundene Fluchtverhalten in sich, selbst, wenn die Mutter extrem handzahm ist.

Trotzdem kann man, mit positiver Konditionierung diese Ängste beeinflussen. Denn Meerschweinchen sind genau wie Hunde bestechlich. Wenn man also jeden Annäherungsversuch positiv verknüpft, in dem man unwiderstehliche Leckereien wie Löwenzahn oder Gurke anbietet, dabei selbst sehr ruhig bleibt und diese Ruhe auch ausstrahlt, so kann auch ein einstmals ängstliches Meerschwein sehr zutraulich werden.

Allerdings ist hier die Vorraussetzung dass das Tier gut sozialisiert wurde, in einer stabilen Meerschweinchengruppe aufgewachsen ist und von Anfang an gute Erfahrungen gemacht hat. Trotzdem gibt es vereinzelt Meerschweinchen, die niemals richtig zutraulich werden, weil sie einfach so sind.

Erworbene Ängste, durch schlechte Haltung, negative Erlebnisse sind wirklich schwer wieder raus zu bekommen. Da bedarf es noch mehr Geduld und Fingerspitzengefühl. Aber es ist nicht unmöglich.


 Domina/Domino

Nein, unter diesem Begriff verstehe ich nicht das, an was ihr jetzt vielleicht denkt. Korrekt übersetzt heisst Dominanz nämlich: Die Fähigkeit, andere zur Unterordnung zu zwingen. So gibt es Domina (weiblich, die Herrin) und Domino (männlich, der Herr) also auch bei allen Tieren die in Gruppen zusammen leben. Dominanz ist ebenso eine Charaktereigenschaft die angeboren ist, es sind die ausgeprägt willensstarken Tiere, die sich bereits im Wurf vordrängen und immer die Ersten an der Milchbar sind. Sie bringen gute Rudelführereigenschaften mit und haben großen Einfluss auf die Rangordnung. Sind in einer Gruppe zwei gleich dominante Tiere, so wird sich keiner dem Anderen unterordnen und es kommt zu Problemen und Stress in der Gruppe. Bei einer reinen Böckchenhaltung kann dies zu ernsthaften Problemen führen, so dass man in diesem Fall die Tiere trennen muss. Dominanz kann mit Aggression einhergehen, z. B. bei Rangordungskämpfen, muss aber nicht.



Einzelgängerschweinchen, die irgendwie anders sind

Man kann sie an keinem Maßstab messen, sie kommunizieren nicht oder falsch und man kann sie einfach nicht einordnen. Sie sitzen permanent verängstigt im Häuschen, oder sind kleine Rambos und sie bewegen sich immer am Rand der Gruppe, weil sie scheinbar kein Interesse an den anderen Rudelmitgliedern haben. Oft werden sie zu Mobbingopfern, weil die anderen Gruppenmitglieder diese Verhaltensweisen nicht tolerieren. Oder sie sind die Täter, die permanent andere mobben, weil sie sich einfach nicht in eine Gruppe einordnen können.

Aber was ist bloß los mit diesen Tieren? Sind sie verhaltensgestört?

  • Eine mögliche organische Ursache, die zwar selten, aber dennoch vorkommt ist ein Taub-Blindheit. Sie können weder über Körper- noch über Lautsprache kommunizieren. Wenn ein Meerschweinchen nur eine dieser Behinderungen  hat, kommt es in der Regel in gewohnter Umgebung relativ gut zurecht, denn ihm bleibt wenigstens eine Form der Kommunikation.
  • Eine weitere Möglichkeit wäre geistige oder psychische Behinderung, ja, so etwas kommt auch bei Tieren vor. Auch diese Tiere verhalten sich nicht Gruppenkonform, so dass dies sogar  zur Ausstoßung aus einer Gruppe führen kann.
  • Schlechte Sozialisierung bei Meerschweinchen die z. B. zu früh von der Mutter getrennt wurden, die möglicherweise auch noch ohne Erzieherschweinchen aufwachsen mussten oder Tiere die von Anfang an in Einzelhaltung gehalten wurden, haben Sozialverhalten nie richtig gelernt und kommen später nie in einer Gruppe zurecht. In diesem Fall kann aber eine spätere Sozialisierung, wenn man es behutsam und mit dem richtigen Partner versucht, durchaus noch zum Erfolg führen.

Andere Fälle sind leider möglicherweise aussichtslos. Diese Tiere werden, so widersprüchlich es auch klingt, nur als Einzelschwein glücklich sein.

Selten kommt es auch dazu, das betagte Schweinchen die zeitlebens nur mit einem einzigen Partner zusammen waren, im hohen Alter keinen anderen Partner mehr akzeptieren. Auch  hier kann es unter Umständen besser sein, wenn das Tier alleine bleibt, auch, wenn es nach den allgemeinen Regeln zur Meerschweinchenhaltung nicht artgerecht ist.

Freche/mutige Schweinchen

Jaaa, es gibt sie auch hier, die frechen, neugierigen, die überall vorneweg sein wollen, die ihre Nasen an Gehegeabgrenzungen platt drücken. Es sind Jene, die auch mal vor lauter Frechheit versehentlich in den Finger, statt in die Karotte beissen. Die sofort da sind, wenn es was Neues zu erkunden gibt. Vorneweg und scheinbar keine Angst vor Nix. Auch diese Schweinchen eignen sich gut als Leittiere im Rudel, auch, wenn sie sich nicht allzu dominant zeigen.


Scheue, schüchterne Meerschweinchen

Sie sind zurückhaltend, zeigen aber keine Angst, beobachten abwartend, trauen sich nur langsam nach Vorne und entwickeln Neugier erst wenn die Luft rein ist und wenn ein anderes Mutschweinchen vorneweg geht. Kein Grund zur Sorge, die sind halt einfach so. In lange vertrauter Umgebung tauen sie vielleicht etwas auf und es ist gut, wenn ihnen ein charakterfestes Meerschweinchen zur Seite steht.


Rangordnung

Meerschweinchen sind Rudeltiere, sie leben also in der Natur - und für  die Haltung beim Menschen ist dies ebenso zwingend erfoderlich, in einer Gruppe aus mehreren Tieren zusammen. Für die Haltung bei uns bedeutet das, dass mindestens zwei Meerschschweinchen zusammen gehalten werden müssen, da sie in Einzelhaltung leiden und möglicherweise Verhaltensstörungen entwickeln. In der Natur, aber auch bei vielen Haltern, sind das aber in der Regel mehrere Tiere.

Damit ein Rudel funktionieren kann, sind klare Regeln erforderlich, die Rangordnung. Das ranghöchste Tier ist aber nicht unbedingt das körperlich stärkste oder das älteste Meerschweinchen, sondern das Tier mit dem stärksten Willen, der besten Gesundheit und den besten sozialen Kompetenzen. Es muss in der Lage sein, die Gruppe zu führen und nicht in Gefahr zu bringen, bei Streitigkeiten einzugreifen und zu schlichten.

Das ist bei den freilebenden Rudeln meistens der Bock. Wenn eine Gruppe keinen Bock als Leittier hat, übernimmt das "beste" Weibchen diese Rolle.

Das ranghöchste Tier hat gewisse Privilegien. Es darf z. B. als erstes ans Futter. Unter dem Leittier entwickelt sich eine Hierarchie die sich nach den Kriterien Charaktereigenschaften und Alter bildet.

In einem gemischten Rudel werden Jungböcke vom Altbock nur bis zu einem gewissen Alter geduldet, dann versuchen sie ihm meistens den Platz streitig zu machen und wollen sich nicht mehr unterordnen. Dies führt meistens zu heftigen Rangordnungskämpfen bis einer aufgibt und die Gruppe verlässt. Ist dies nicht möglich, weil die Meerschweinchen sich in Gefangenschaft nicht ausweichen können, wird entweder gekämpft bis einer liegen bleibt, oder der Schwächere gibt nach und zeigt mit Unterordnungsgesten, dass er bereit ist sich unterzuordnen.

Rangordnungskämpfe zwischen Weibchen beschränken sich meistens nur auf ein relativ harmloses Gezicke. Aber auch hier kann gelegentlich Blut fließen.

In Zweiergruppen wird diese Rangordnung ebenfalls gebildet, einer muss ja der Chef sein.

Mensch sollte sich dabei als Mensch tunlichst nicht einmischen, denn sonst stört man nicht nur diesen Prozess, sondern begibt sich auch noch selber in Gefahr. Welche Folgen so ein Meerschweinchenbiss haben kann, lesen Sie unter Bissigkeit.

Gesten der Dominanz:

  • Bromseln
    Aufreiten (auch unter Gleichgeschlechtlichen)
    Sich groß machen
    Treten
    Kopf hochwerfen

Gesten der Unterordnung;

  • Abwenden vom Kontrahenten
    Weglaufen
    Gähnen

Was tun, wenn man zwei gleich dominante Tiere in der Gruppe hat?

Wenn es sich um Weibchen handelt, kommt es dadurch zu ständigen Zickereien. Das wiederum erzeugt Dauerstress, was Krankheiten verursachen kann. Hier ist meist die Lösung, einen kastrierten, möglichst dominanten Bock dazu zu setzen, der dann die Führung des Rudels übernimmt. Ein Frühkastrat eignet sich hier nicht.

Bei Böcken ist die Sache schon schwieriger. Hier kommt es oftmals zu sehr ernsthaften Kämpfen. Dann bleibt einem nichts anderes übrig, als die Kampfhähne zu trennen und mit anderen, passenden Meerschweinchen zu vergesellschaften.

Können diese Probleme bei Böckchen durch eine Kastration gelöst werden? Nein, in diesem Fall hilft eine Kastration auch nicht mehr. Langfristig werden die Böcke zwar etwas ruhiger, aber an dem dominanten Charakter ändert das nichts mehr.

Wie kann ich derartigen Problemen vorbeugen? Es ist von großem Vorteil beim Kauf auf einen gewissen Altersunterschied zu achten. Sehr junge Meerschweinchen brauchen ein souveränes Erzieherschweinchen.

Durch diesen Altersvorsprung entstehen gewisse Verhaltensweisen erst gar nicht, vorausgesetzt es ist ein gut sozialisiertes Meerschweinchen.


Kuschelschweinchen

Eigentlich ist Kuscheln so gut wie gar nicht im Verhaltensreportoire der Meerschweinchen vorgesehen. Höchstens mal ein gegenseitiges Belecken. Wenn Meerschweinchen in Panik geraten gibt es regelrechte "Meerschweinchenhaufen", weil sie sich in großer Angst im Rudel meist im selben Unterschlupf zusammen rotten und dabei nicht nur regungslos nebeneinander, sondern auch aufeinander hocken.  Das ist natürlich kein Kuscheln, sondern dient nur dem Schutz der Gruppe. Geduldet wird aber ein nebeneinander sitzen im selben Häuschen. Trotzdem braucht man genügend Ausweichmöglichkeiten, denn obwohl sie einerseits Rudeltiere sind, sind sie auch Individuen, die ihren persönlichen Freiraum brauchen.
Nach einer gewissen Gewöhnungsphase und viel positiver Verknüpfung (Bestechung mit Leckerbissen) lassen sich unsere Schweinchen durchaus mal kraulen und manche genießen das auch. Natürlich immer in der Hoffnung, dass sich der Einsatz lohntwink.

 

 Verhaltensstörungen bei Meerschweinchen

Es gibt vielfältige Ursachen für Verhaltensstörungen bei Tieren - respektive Meerschweinchen.

  • Falsches Handling: Unvorsichtiger Umgang löst Ängste aus. Diese Ängste können zu Abwehrreaktionen wie Bissigkeit, starkes Zappeln (weil sich das Tier in den Händen des Menschen nicht sicher fühlt, führen. Auch Angstschreie gehören dazu.
  • Zu frühe Trennung von der Mutter und der Familie, insbesondere wenn kein erwachsenes Tier die Erzieherrolle übernehmen kann. Dies kann zu dissozialen Verhaltensweisen führen.
  • Einzelhaltung ist ebenso ein Auslöser für Verhaltensstörungen. Ein Meerschweinchen das zeitlebens ohne Artgenossen war, wird nur schwer mit einem anderen Meerschweinchen zu Vergesellschaften sein. Es hat nie glernt wie es sich verhalten muss und ist somit dissozial.
  • Behinderung Auch bei Tieren gibt es gelegentlich Fälle von psychischen Behinderungen. Dies Tiere verhalten sich "anders", zeigen möglicherweise Aggressionen gegenüber Artgenossen und/oder dem Menschen, kommunizieren falsch.
    Auch taubblinde Meerschweinchen können nicht kommunizieren. Solche Behinderungen können deshalb auch zum Ausschluss aus der Gruppe führen.
  • zu enge Käfige, zu viele Tiere auf zu wenig Raum
  • Dauerstress durch falsche Gruppenzusammenstellung
  • Krankheit, Schmerzen

Bissigkeit bei Meerschweinchen

Meerschweinchen mit Biss

 

Beissen Meerschweinchen oder können sie bissig werden?

Grundsätzlich sollte man wissen, dass beissen und zwicken innerhalb einer Meerschweinchengruppe  zum normalen Verhalten der Meerschweinchen gehören. Solange es sich hier nur um kurze Signale wie: "Lass mich in Ruhe!" oder "Verschwinde von hier" handelt, gibt es dabei keinerlei Grund zur Besorgnis. Solche "Zickereien" sind auch unter Weibchen an der Tagesordnung und meist völlig harmlos solange nicht versehentlich ein Ohr geschlitzt oder ein Auge verletzt wird. Meistens wird nicht einmal die Haut verletzt, da das dichte Fell doch einen gewissen Schutz bietet. Kleinere Hautverletzungen sind auch meist nicht weiter schlimm und verheilen schnell.
Anders sieht es jedoch bei ernsten Kämpfen unter Böcken aus. Da kann es schnell zu massiven Verletzungen kommen. Solche Kämpfe können in Einzelfällen auch in reinen Bockgruppen entstehen, wenn ein unverträglicher Bock dabei ist. Hier ist eingreifen nötig um das Schlimmste zu verhindern. Die Kampfschweinchen müssen getrennt werden und oft ist dann ein Tierarztbesuch nötig.
In der Natur regeln sich solche Kämpfe meist durch die Flucht des Unterlegenen, aber wohin soll ein Meerschweinchen im Käfig oder Gehege flüchten?
Achtung: Niemals ohne dicke Lederhandschuhe dazwischen gehen, denn im Kampf kennen die Kontrahenten keinen Unterschied zwischen einer Menschenhand und dem Gegner!
Mir ist ein Fall bekannt, da wurde der Besitzerin der Nerv des Fingers durchgebissen, ein irreparabler Schaden, sie hat heute noch kein Gefühl in dem Finger und das wird auch so bleiben.

Wie entsteht Bissigkeit bei Meerschweinchen?

Die dauerhafte Bissigkeit eines Meerschweinchens ist als Verhaltensstörung anzusehen, aber wodurch wird sie verursacht?
Oft wird Bissigkeit bei Meerschweinchen in Einzelhaltung beobachtet. Sie versuchen vermutlich sich dem Menschen als Ersatz für den Sozialpartner anzuschließen und zeigen dann ihm, oder auch den "Ersatztieren" wie z. B. Kaninchen gegenüber meerschweinchentypische Verhaltensweisen, da ihm ja ein geeigneter Sozialpartner fehlt. Abhilfe kann hier die Vergesellschaftung mit einem Meerschweinchen und ein Verhaltenstraining schaffen.
Die häufigste Ursache für Bissigkeit sehe ich allerdings im falschen Umgang mit Meerschweinchen.
Das beginnt bereits mit dem Hochnehmen und Halten der Meerschweinchen. Das Meerschweinchen kann sich nur sicher fühlen, wenn es richtig gehalten wird. Wenn es nicht richtig, oder gegen seinen Willen festgehalten wird, kann das friedlichste Meerschweinchen verzweifelt zubeissen, um sich zu befreien. Wenn dann das Meerschweinchen ganz schnell losgelassen wird, hatte es den gewünschten Erfolg und wird diese Methode dann beim nächsten Mal wieder anwenden.
Manchmal ist beissen auch ein "spielerisch" erlerntes Verhalten. Junge Meerschweinchen knabbern gerne mal am menschlichen Finger, wahrscheinlich um zu probieren ob er essbar ist (vielleicht wissen sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie Veganer sind? ;-) ). Zu diesem Zeitpunkt finden das die meisten Leute noch putzig. Das ändert sich aber ganz schnell, wenn das Schweinchen den Finger mit Fastfood verwechselt und mal aus Jux und Dollerei ganz einfach richtig fest reinbeisst.
Tipps zum Umgang mit solchen Meerschweinchen finden Sie hier.
Es gibt aber auch bissige Zeitgenossen, bei denen der Grund für die Bissigkeit für uns nicht erkennbar ist. Hier kann man nur mit einem Verhaltenstraining und viel Geduld versuchen aus dem kleinen Haifisch ein handzahmes Meerschweinchen zu machen.

Werden Meerschweinchen auch dem Menschen gegenüber bissig?

Nun, ich würde sagen, dass Meerschweinchen normalerweise dem Menschen oder auch anderen Tieren gegenüber friedlich sind (beisse nie die Hand die dich nährt). Das ist aber keine Garantie dafür, dass sie es nicht doch einmal tun, oder dass ein Meerschweinchen durch falsches Handling eine Verhaltensstörung entwickelt und zum Beisser wird. Damit ist nicht gemeint, wenn ein gieriges Meerschweinchen einmal aus versehen in den Finger statt in die Gurke beisst....

Achtung: Sollten Sie jemals von einem Meerschweinchen gebissen oder gekratzt werden, so dass mehr als die oberste Hautschicht verletzt ist, so beachten Sie unbedingt folgende Anweisung:

1. Wunde gut ausbluten lassen und mit klarem, kaltem Wasser spülen
2. gründliche Desinfektion der Wunde mit z. B. Braunol Lösung oder Betaisodona Lösung
3. Betaisodona Salbe auftragen und einen sterilen Wundverband anlegen
4. Auch mit kleinen Wunden ab zum Arzt (nicht das Meerschweinchen zum TA bringen, es wird Ihr Blut überleben, SIE sollen zum Arzt gehe, am Wochenende oder nachts gleich die Unfallambulanz des nächsten Krankenhauses.
5. Folgen Sie unbedingt den Anweisungen des Arztes, auch wenn Sie glauben, dass es nicht nötig sei, wegen so einer kleinen Verletzung ein Antibiotikum einzunehmen.

Was kann passieren wenn man eine Bissverletzung auf die leichte Schulter nimmt?

Hand mit starker Entzündung durch Meerschweinchenbiss


Das war Kasimir. Zu seiner Verteidigung muss ich dazu folgendes sagen:
Ich habe ihn gekämmt, was bei Langhaarmeerschweinchen regelmäßig erforderlich ist. Er hat mir durch Zähneklappern deutlich signalisiert, dass er heute keine Lust auf einen Friseurbesuch hat. Wahrscheinlich hat es zu sehr geziept. Ich habe in der Routine meiner Schweinchenpflege seine Warnung ignoriert. Das war sehr leichtsinnig. Daraufhin hat er sich, so schnell konnte ich gar nicht schauen, in meinen Daumen verbissen.
Bis zu Punkt 3 meiner Anweisung habe ich alles richtig gemacht, nur zum Arzt bin ich wegen dieser kleinen Verletzung nicht, ICH doch nicht.....

Nach ein paar Stunden hatte der Daumen schon das doppelte Volumen und die Schmerzen wurden immer stärker. Nach ca. 6 Stunden habe ich mich dann doch in die Notaufnahme des Landshuter Klinikums fahren lassen.
Dort erhielt ich von dem diensthabenden Arzt sofort eine Rüge, warum ich denn nicht gleich gekommen sei. Zurecht...
Es wurde ein Lokalanästhetikum gespritzt und die Wunde kräftig gespült, eine antibiotische Salbe aufgetragen, die Hand geschient und verbunden. Dazu erhielt ich bereits in der Klinik die erste Tablette von einem Breitbandantibiotikum, das ich 6 Tage lang einnehmen sollte. Dazu bekam ich die Anweisung am übernächsten Tag einen Chirurgen aufzusuchen um die Wunde kontrollieren zu lassen.
Am nächsten Morgen sah die Hand dann bereits so aus, wie auf dem Foto. Die Hand, einschließlich der Finger war dick geschwollen, entzündet und ich hatte höllische Schmerzen. Also sofort ab zum Chirurgen. Der tat dann das unvermeidliche: Nochmals Lokalanästhesie, Daumen an der Wunde aufgeschnitten, Wunde gereinigt, Drainagestreifen gelegt und die Wunde nochmals lokal mit Antibiotikum versorgt. Die Wunde musste offen bleiben, damit Sekrete und Eiter abfließen konnten.
Die Hand wurde wieder mittels einer Schiene ruhig gestellt. Die Schwellung an der Hand ging erst nach 8 Tagen zurück und die Wunde eiterte aber trotz Antibiotikum immer noch. Jeden 2. Tag zum Chirurgen, Wunde versorgen.
Ich denke, diese, meine eigene Erfahrung dürfte dem Leser als Warnung reichen, dass jeder, der von einem Tier gebissen wird, sofort damit zum Arzt gehen sollte um solche hochgradigen Wundinfektionen, (die in meinem Fall übrigens durch eine Unterart der Viridans Streptokokken, die u. a. auf der Mundschleimhaut von Tieren vorkommt) ausgelöst wurde, zu vermeiden.
Und die Moral von der Geschicht: Ignoriere die Warnung deiner Tiere nicht!
Anmerkung: Kasimir erfreute sich danach noch lange bester Gesundheit und er hat im Gegensatz zu mir keine Blutvergiftung bekommen..... Vor ein paar Jahren hat ihn dann das Zeitliche gesegnent und er ist über die Regenbogenbrücke gegangen. Das lag aber nicht an dem Biss. 

 

Richtiges Halten

Wie halte und trage ich ein Meerschweinchen richtig?

Wenn man erreichen möchte, dass ein Meerschweinchen Vertrauen gewinnt, muss man ihm Sicherheit geben. Da Meerschweinchen Fluchttiere sind, haben sie erst einmal Angst vor allem was sich bewegt und ihnen zu nahe kommt. Diese →Angst verlieren sie erst, wenn Sie bestimmte Dinge kennen lernen und wissen, dass sie sich davor nicht mehr  fürchten müssen.
Aber gewisse Grundängste bleiben, sie sind tief verankert und verlieren sich nicht. So auch die Angst vor Raubvögeln. Alles was sich von oben nähert bedeutet erst einmal Gefahr. Deshalb sollten Sie sich nie versuchen ein Meerschweinchen von oben zu greifen. Das löst Panik aus. Nähern Sie sich langsam von vorne oder von der Seite. Sprechen Sie ruhig mit dem Schweinchen.
Wenn Sie ihr Meerschweinchen hochheben wollen, dann benutzen Sie immer beide Hände. Meerschweinchen mögen es gar nicht, wenn sie durch die Lüfte schweben. Genauso wäre das nämlich, wenn ein Greifvogel die Tiere packt und davonfliegt.
Packen sie das Meerschweinchen niemals im Genick! Es könnte neben der Angst die es aussteht auch Zerrungen und Schmerzen bekommen. Da Meerschweinchen Nestflüchter sind, tragen auch Meerschweinchenmamas niemals ihre Babys, denn diese können von der ersten Minute an selbst laufen, und zwar erstaunlich schnell.
Um es richtig hoch zu heben nehmen Sie es mit einer Hand unter den Vorderbeinchen am Brustkorb und mit der anderen am Hinterteil. Das Hinterteil sollte nie höher sein als der Kopf. Meerschweinchen können ziemlich schnell in Panik geraten und vom Arm herunterspringen. Deshalb sollten Sie das Schweinchen immer sicher, aber natürlich auch nicht allzu fest im Griff haben.
Wenn Sie kleinere Kinder haben, sollte das Hochnehmen immer von Erwachsenen übernommen werden um schlimme Unfälle für das Meerschweinchen zu vermeiden. Liebe Eltern, auch hier seid ihr gefordert eure Kinder richtig anzuleiten.
Wenn es auch Anfangs noch Angst hat, so wird sich diese Angst bald verlieren, besonders, wenn es merkt, dass es bei richtigem Verhalten mit einem Leckerchen belohnt wird.
Auch beim Absetzen muss man aufpassen, dass es nicht von der Hand springt. Gerade am Anfang können es viele Meerschweinchen kaum erwarten zurück in ihr sicheres Haus zu kommen.
Wenn man das Schweinderl dann hält und es streicheln will, setzt man sich am besten ruhig hin und setzt das Schweinderl (mit einem dicken, mehrfach zusammengelegtem Badehandtuch drunter) auf seinen Schoß. Immer in Bereitschaft, es festzuhalten, wenn es einen Blitzstart machen will. Wenn es einmal Vertrauen gefasst hat, wird dies nicht mehr nötig sein, es wird freiwillig bei Ihnen bleiben. Auch das gelingt am Besten mit Leckereien, wie einem Stück Gurke.
Wenn Sie dann eines Tages mit dem Schweinchen am dem Schoß vor dem Fernseher einnicken, nach einer Zeit wieder wach werden, und merken, dass ihr Schweinchen immer noch bei Ihnen ist, vielleicht selbst eingeschlafen ist, dann können Sie sicher sein, dass es Ihnen vertraut.

Meerschweinchen wird richtig gehalten
Meerschweinchen wird richtig gehalten

 

Meerschweinisch-Menschlich
Menschlich-Meerschweinisch

Do you speak meerschweinisch???

Meerschweinchen haben eine sehr komplexe Laut- und Körpersprache. Sie "reden" nicht nur gerne und viel, sondern tatsächlich sehr differenziert.
Quieken, Murmeln, Glucksen, Zwitschern, Gurren,  und das auch noch in verschiedenen Tonlagen. Das zu beobachten ist höchst interessant und nach einiger Zeit kann man die Laute vielleicht auch richtig interpretieren. 

Meerschweinisch: das sagen wir

Menschlisch: das meinen wir

 

Vor sich hin quiekeln, murmeln

Ich bin zufrieden.

Eindringliches, forderndes Quieken

Wir wollen Futter! ODER Protest 

Jungtiere fiepen

Wo ist Mama?

Gurren

Hey, wer bist du? Ich will mit dir reden. (Machen auch Männchen zur Aufnahme von Partnerschaften.)

Trillern, in tieferer Tonlage

He, du verschwinde! ODER Komm her mein Schätzchen, du gefällst mir.

Schrilles Pfeifen oder Quieken

Ich habe Angst, Schmerzen, Achtung aufpassen ODER Protest

Zähne klappern

Drohung, Achtung ich beisse gleich!

leises Schnaufen oder Schnauben

Ausdruck von Unbehagen

Bromseln von Männchen

Balzlaut aber auch Dominanzgehabe beides in Verbindung mit dem treteln der Hinterpfoten (Rumba tanzen)

knattern in konstanter Tonlage, ähnlich dem Bromseln

Störung

Quietschlaute bei Berührungen

Ausdruck von Unbehagen

leicht lauter werdendes Quietschen

Wo seid ihr denn Alle, ist alles o.K?

leises quietschen

Ich gebe auf

Vogelgezwitscher Zirpen

Ich bin ganz schön angespannt.

Wie spielen Meerschweinchen eigentlich?

 

Ein im menschlichen Sinne Spielverhalten wie wir es von anderen Säugtierarten kennen, konnte ich bei meinen Meerschweinchen noch nie beobachten. So ist auch die Anschaffung von diversen im Handel angebotetenen Spielsachen sinnlos. Meerschweinchen zeigen da kein Interesse. Aber sie scheinen trotzdem ihren Spaß zu haben, wenn sie beispielsweise zu Zweit auf einem großen Haufen Gras sitzen und dann gemeinsam an einem einzigen Grashalm knabbern, bis nichts mehr da ist.

Bei jungen Meerschweinchen kann man aber schon noch so eine Art Spielverhalten beobachten. Sie sind einfach übermütig und voller Energie, rennen und springen vor lauter Lebenslust durch die Gehege. Dabei kann man oft das sogenannte Popcornen beobachten. Das ist ein vor lauter Jux und Dollerei gleichzeitig mit allen Vieren in die Luft springen. Manchmal wirkt es ein bisschen, als würden sie dabei zucken.

Junge Meerschweinchen üben sich auch spielerisch an Rangordungsritualen.

Wenn sie nicht spielen, wie beschäftigen sie sich dann?

Durchaus sinnvoll ist, dass man den Meerschweinchen Beschäftigung anbietet.

  • Zweige als Nagematerial

  • Futter an im Handel erhältliche, spezielle Futterspieße stecken und aufhängen, so dass sie es sich erarbeiten müssen.

  • Clickertraining und Meerschweinchen Agility machen auch Spaß und die Tiere werden ausgelastet. 

  • Tunnel und Röhren scheinen Meerschweinchen auch Freude zu bereiten

  • Möglichst große, abwechslungsreich eingerichtete Gehege die sie erkunden können. Wenn man bei der Reinigung dann auch noch die Einrichtung umstellt, ist der Spaß garantiert.

Wie viel Schlaf brauchen Meerschweinchen?

Meerschweinchen sind zwar überwiegend tagaktiv, haben ihre Hauptaktivität aber in den Dämmerungsstunden am Morgen und ab dem späten Nachmittag. Dazwischen und in der Nacht gibt es wechselnde Ruhe- Schlaf- und Wachphasen. In den Ruhephasen dösen sie meistens nur irgendwie vor sich hin, sind aber schnell von 0 auf 100, wenn sie erschrecken. Wenn sie schlafen, dann richtig. Besonders ältere Tiere, die möglicherweise nciht mehr so gut hören, können erschreckend tief schlafen. Voraussetzung ist aber dass sie sich in ihrem Gehege sicher fühlen.

Zum Schlafen legen sie sich gerne unter einen Unterstand oder in ein Häuschen. Dort fühlen sie sich sicherer.

Wenn die Tiere schlafen, sollten sie nicht gestört werden. Das erzeugt Stress!

 

Freunde für's Leben?

Wie werden Meerschweinchen zutraulich? Vertrauen ist die Basis!


Wenn wir einen neuen Menschen kennenlernen, spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, bevor wir diesen Menschen in unser Leben lassen uns dann möglicherweise dafür entscheiden, ihn sogar als Freund zu akzeptieren. 
So verhält sich das auch mit unseren tierischen Partnern/Freunden. Es reicht nicht, wenn "die Chemie stimmt". Vertrauen, und damit die Basis einer guten Freundschaft, muss man sich erarbeiten. Egal ob Hund, Katze, Maus oder Meerschweinchen, Vertrauen aufbauen ist das A und O! Dazu muss man die Grundeigenschaften der Tierart kennen und akzeptieren. Meerschweinchen sind Fluchttiere und mit ihren ausgeprägten Fluchtinstinkten werden alle Meerschweinchen geboren. 

Wenn wir also Meerschweinchen zu uns holen, haben sie in der Regel erst einmal Ängste, egal welche anderen Charaktereigenschaften ihnen sonst noch zu eigen sind.

Der Transport, die neue Umgebung, bei Jungtieren die Trennung von der Mutter/Familie, eventuell ein neues Rudel. Das braucht erst einmal Zeit. Zeit sich zurechtzufinden, ggf. das neue Rudel kennen lernen, sich in der neuen Gruppe einordnen. Zeit sich zu aklimatisieren, dieser Faktor darf auch nicht unterschätzt werden. Diese Zeit muss man ihnen auf jeden Fall geben, bevor man anfangen kann, Vertrauen aufzubauen. 

Mit Gewalt geht gar nichts, im Gegenteil! Einfach einfangen und aus dem Gehege nehmen bewirkt genau das Gegenteil. Vor was haben Meerschweinchen naturgemäß am meisten Angst? Vor Fressfeinden! Wenn die Hände, die schnell, von oben und vielleicht noch ungeschickt nach dem Tier grapschen, so empfindet ein Meerschweinchen das aus seiner Perspektive als Angriff und ergreift die Flucht. In diesem Moment hat es großen Stress! 

Schritt 1: Geduld, Ruhe und Futter! Liebe geht durch den Meerschweinchenmagen! Will man also Vertrauen aufbauen, so muss man den Tieren zeigen, dass von diesen Händen keine Gefahr ausgeht. So setzt man sich am besten vor oder wenn möglich direkt in das Gehege, hält in einer oder beiden Händen etwas absolut Unwiderstehliches (Gurke, Gras, Löwenzahn, Salat) , verhält sich ruhig und wartet. Nicht enttäuscht sein, wenn es nicht gleich klappt. Es kann einige Tage oder in manchen Fällen sogar Wochen dauern, bis sich die Tiere vorsichtig aus dem Versteck trauen, und langsam Annäherungsversuche machen. Jetzt ja keine hektischen Bewegungen machen. Einfach verharren und fressen lassen. Wenn dann irgendwann die Meeris freudig quiekend aus dem Versteck kommen, wenn man sich dem Gehege nur nähert, ist das Eis gebrochen. 

Schritt 2: Wenn die Meerschweichen bereits vertrauensvoll zum Futter in der  Hand kommen, kann man sich noch etwas weiter vor wagen und die Tiere auch aus dem Gehege nehmen und auf den Schoß setzen. Immer in Verbindung mit Futter, damit sie diese Handlung positiv verknüpfen. 

Schritt 3: Die Hand flach ins Gehege legen, die Handinnenfläche zeigt nach oben. Dann mit Lieblingsfutter auf die Handfläche locken und sobald das Meeri quasi auf der Hand sitzt, die Hand etwas anheben. Erst nur ganz wenig, dann etwas mehr. Belohnung nicht vergessen. Täglich wiederholen und belohnen! Dann wird Ihr kleiner Freund bald freiwillig auf ihre Hand springen. 

Bitte  bedenken, dass dies nur mit charakterfesten, nicht traumatisierten Tieren funktioniert. Tiere aus nicht geklärter Herkunft (Zoohandel), dubioser Haltung (animal Hording) oder Tiere die misshandelt wurden, sind oftmals nicht mehr in der Lage, ihre Ängste zu kompensieren. In diesem Fall ist, wie in Schritt 1 beschrieben, das Fressen aus der Hand schon das höchste der Gefühle.