Akromelanismus - die Kälteabzeichen
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Akromelanismus bei Meerschweinchen
Haftungsausschluss:
Die folgenden Informationen dienen ausschließlich der allgemeinen Aufklärung. Sie stellen keine wissenschaftliche Publikation oder veterinärmedizinische Beratung dar. Quellen wurden sorgfältig recherchiert, dennoch wird keine Haftung für Vollständigkeit oder Fehlerfreiheit übernommen.
Was ist Akromelanismus?
Akromelanismus bezeichnet das Phänomen der sogenannten Kälteschwärzung. Dabei färben sich Körperregionen, die eine niedrigere Temperatur aufweisen (z. B. Nase, Ohren, Beine, Schwanz), dunkler als die wärmeren Bereiche des Körpers. Ursache hierfür ist eine hitzelabile Form des Enzyms Tyrosinase, das nur in kälteren Körperregionen aktiv Pigmente bilden kann.
Vorkommen
Akromelanismus kommt bei verschiedenen Säugetierarten vor, u. a.:
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Meerschweinchen
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Siam- und Point-Katzen
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Schneebengalen
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Russenkaninchen
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Ratten
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Englische Parkrinder
Bei diesen Tierarten zeigen sich die dunklen Abzeichen typischerweise auch am Schwanz.
Bei Hunden wurde Akromelanismus bislang nicht nachgewiesen. Die bei Hunden vorkommenden Masken- oder Pointzeichnungen beruhen auf anderen genetischen Faktoren.
Einordnung
Der Begriff „Melanismus“ im Namen ist etwas irreführend. Akromelanismus wird eher als Sonderform des Albinismus verstanden – genauer als eine Variante des Okulokutanen Albinismus Typ 1 (OCA1). Ursache sind Mutationen im TYR-Gen, das für die Tyrosinase codiert.
Entwicklung der Färbung
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Bei der Geburt erscheinen Tiere zunächst einfarbig.
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Bereits nach wenigen Tagen bilden sich erste dunkle Abzeichen an den kühleren Körperregionen.
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Die Ausprägung entwickelt sich über einen Zeitraum von etwa 6–8 Monaten.
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Haltungsbedingungen haben Einfluss: In Außenhaltung oder bei kühleren Temperaturen werden die Abzeichen meist deutlich stärker ausgeprägt („je kälter, desto dunkler“).
Quellenhinweis
Teile dieser Informationen basieren auf dem Wikipedia-Artikel „Akromelanismus“ und „Okulokutaner Albinismus Typ 1“ (Abruf: 2025), Lizenz: CC BY-SA 4.0.
Albinismus bei Meerschweinchen: Sein oder nicht sein?
Einleitung
Immer wieder taucht in der Meerschweinchenzucht die Frage auf, ob es bei Meerschweinchen Albinismus gibt – oder ob es sich bei bestimmten Farbschlägen um Teilalbinismus handelt. In diesem Artikel möchten wir den aktuellen Wissensstand zusammenfassen und einordnen. Dabei stützen wir uns auf allgemein zugängliche Quellen (u. a. Wikipedia) sowie auf eigene Beobachtungen und Erfahrungen als Züchterinnen.
Albinismus – allgemeine Definition
„Albinismus (von lateinisch albus = ‚weiß‘) ist eine Sammelbezeichnung für angeborene Störungen in der Biosynthese der Melanine […].“
(Quelle: Wikipedia, Artikel „Albinismus“, abgerufen am [Datum], Lizenz: CC BY-SA 4.0)
Beim sogenannten Vollalbinismus fehlen sämtliche Pigmente, sodass Haut, Haare und Augen vollständig farblos erscheinen. Bisher wurde ein solcher Vollalbinismus bei Meerschweinchen wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass er nicht existiert – lediglich, dass bisher kein gesicherter Nachweis erbracht wurde.
Genetik und Teilalbinismus
Bei Meerschweinchen treten stattdessen
Farbvarianten auf, die auf Teilalbinismus oder spezielle Mutationen zurückzuführen sein könnten. Ein Beispiel hierfür ist der sogenannte Akromelanismus („Kälteschwärzung“), bei dem bestimmte Körperregionen (Gesichtsmaske, Ohren, Beine) dunkler gefärbt sind. Ursache ist eine hitzelabile Tyrosinase, ein Enzym der Pigmentbildung.
Diese Form gehört zum Formenkreis des „Okulokutanen Albinismus Typ 1“ (Quelle: Wikipedia, Artikel „Okulokutaner Albinismus“). Ob diese genetische Veränderung bei Meerschweinchen formal als Teilalbinismus bezeichnet werden sollte, ist bislang offen.
Farbvarianten bei Meerschweinchen
Himalaya-Meerschweinchen
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Auch als „Russen“ bekannt.
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Zeigen die typische Point-Zeichnung (Maske, Beine, Ohren dunkel, restlicher Körper weiß).
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Zeichnung verstärkt sich bei kühleren Temperaturen.
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Vererbung: rezessiv, es gibt auch Trägertiere.
California-Meerschweinchen
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Erst 2012 nach Deutschland eingeführt (Dr. Christian Koch).
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Ebenfalls dunkle Points, jedoch auch in anderen Grundfarben.
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Nach aktuellem Kenntnisstand dominant vererbt (noch nicht abschließend erforscht).
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Quelle: Dr. Christian Koch, „Meerschweinchenzucht van Barnim“.
Sables (Marder)
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In vielen Grundfarben bekannt.
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Zeigen dunklere Abzeichen in der jeweiligen Körperfarbe.
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Augenfarbe rot, was eine Unterscheidung von anderen Farbvarianten ermöglicht.
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Genetik noch nicht eindeutig geklärt, möglicherweise Mischwirkung von Himalaya- und Chinchillafaktor.
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Quelle: Manuela Schmidbauer (Rmz Nussbaum Muggels).
Abgrenzung
Nicht jede dunkle Maske bedeutet automatisch Akromelanismus. Auch zufällige Scheckungen oder rassetypische Zeichnungen können ähnlich wirken. Hier ist genetische Analyse bzw. gezielte Zuchtbeobachtung notwendig.
Zusammenfassung
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Vollalbinismus wurde bei Meerschweinchen bislang nicht nachgewiesen.
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Teilalbinismus / Akromelanismus erklärt verschiedene bekannte Zeichnungen (Himalaya, California, Sable).
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Diese Farbvarianten gelten nach bisherigem Kenntnisstand als rein äußerliche Erscheinungen und haben keine bekannten gesundheitlichen Nachteile, wie sie beim Vollalbinismus auftreten können.
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Die genetische Forschung ist noch nicht vollständig abgeschlossen – einige Hypothesen sind derzeit Gegenstand weiterer Untersuchungen.
Es passiert folgendes:
Bei dem rot-schwarzen Goldagoutihaar wird das Rot zu Weiss und so ist es "nur noch" schwarz-weiss= optisch ein Silberagouti.
Bei dem Gold-schoko Orangeagoutihaar wird das Gold zu weiß und so ist es "nur noch" Schoko-weiß = optisch ein Cinnamonagouti.


Agouti-Himalayas
Da die Zeichnung optisch nicht immer klar unterscheidbar ist, werden Agouti-Himalayas in der Praxis meist in Silber- und Cinnamonagouti-Points eingeordnet. Füße und Ohren sind jeweils dunkel, meist in Schwarz oder Schokolade.
California-Zeichnung
Im Jahr 2012 wurden nach Angaben von Dr. Christian Koch die ersten „California-Meerschweinchen“ aus Peru nach Deutschland importiert und seitdem auch hier gezüchtet. Tiere mit dieser Zeichnung weisen ebenfalls dunkle Kälteabzeichen auf, die sich – soweit dokumentiert – in vielen Grundfarben zeigen können.
Die Californiazeichnung ähnelt in manchen Fällen stark der Himalaya-Zeichnung. Als mögliches Unterscheidungsmerkmal wird in der Literatur die Augenfarbe genannt, da Himalayas typischerweise p.e. (pink-eyed) sind.
In der Zuchtpraxis werden Californias teils auch als „farbige Himalayas“ bezeichnet. Nach aktuellem Kenntnisstand wird vermutet, dass sich die Vererbung unterscheidet: Während der Himalayafaktor rezessiv wirkt, könnte die Californiazeichnung dominant vererbbar sein. Hierzu liegen jedoch noch keine endgültigen wissenschaftlichen Belege vor.
Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Ausprägung der Maske auch vom Erbgang abhängt: Heterozygote Tiere zeigen meist Nasenpoints, homozygote Tiere eine deutlich stärkere Maske. Teilweise treten auch einzelne dunkle Haare im restlichen Fell auf.
Obwohl der Name „California“ anderes vermuten lässt, wird diese Zeichnung von einigen Fachleuten ebenfalls in den Formenkreis des Albinismus bzw. Akromelanismus eingeordnet, da ihr vermutlich ein Defekt in der Melaninsynthese zugrunde liegt. Nach bisherigem Stand der Zuchtbeobachtungen könnte ein bislang nicht näher beschriebenes Gen beteiligt sein.
Quelle: Meerschweinchenzucht van Barnim, Dr. Christian Koch
Sables (Marder)
Unter der Bezeichnung „Sable“ oder „Marder“ werden Meerschweinchen mit einer weiteren bekannten Zeichnung geführt, die in verschiedenen Grundfarben gezüchtet wird. Diese Tiere ähneln in der Erscheinung den Californias, unterscheiden sich jedoch darin, dass die Kälteabzeichen stets in der Grundfarbe des Körpers auftreten.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Augenfarbe: Sables haben meist intensiv rote Augen, die sich deutlich von den „Feueraugen“ (f.e.) unterscheiden. Damit lassen sich ausgewachsene Sables von anderen Farbvarianten wie Sepia oder Deluted-Formen abgrenzen, die optisch ähnlich wirken können.
Junge Sables werden heller geboren (z. B. schwarze Sables zunächst in Schoko) und färben dann im Verlauf der Entwicklung auf, wobei die Kälteabzeichen dunkler werden.
Die genetischen Grundlagen sind bislang nicht abschließend erforscht. Nach aktuellem Kenntnisstand spielen sowohl der Himalaya- als auch der Chinchillafaktor eine Rolle. Ob es sich auch hierbei um eine Form des Akromelanismus handelt, ist bisher nicht wissenschaftlich belegt, wird aber in der Züchterpraxis vermutet.
Quelle: Manuela Schmidbauer (Rmz Nussbaum Muggels)
Rechtlicher Hinweis
Die hier dargestellten Informationen basieren auf Fachliteratur, Züchtererfahrungen und öffentlich zugänglichen Quellen. Sie stellen den derzeit bekannten Stand sowie persönliche Einschätzungen dar und sind nicht als wissenschaftlich abschließend gesichert zu verstehen.
Adultes Peruanermeerschweinchen in Sable-Silberagouti
Vergleich mit dem Jungtier


Rosette in Sable-Magpie-Schwarz
Vergleich mit dem Jungtier


Lunkarya in Sable-Schoko
Leider kein Vergleichsbild vorhanden

Abschließend bleibt festzustellen: Wenn auch noch nicht alle genetischen Faktoren und Fakten zu diesen Phänomenen geklärt werden konnten, so handelt es sich dabei doch um etwas Besonderes, das ganz wunderschön gezeichnete Tiere hervorbringt, ohne, dass diese gesundheitlich beeinträchtigt sind, wie das beim Vollalbinismus der Fall wäre.
Rechtlicher Hinweis
Dieser Artikel dient der allgemeinen Information über Farb- und Zeichnungsvarianten bei Meerschweinchen. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder wissenschaftliche Endgültigkeit. Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen und eigener Erfahrung.
Quellen u. a.:
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Wikipedia-Artikel „Albinismus“, „Okulokutaner Albinismus“ (Lizenz: CC BY-SA 4.0)
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Dr. Christian Koch, ehemals Meerschweinchenzucht van Barnim
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Manuela Schmidbauer, ehemals Rmz Nussbaum Muggels
Autorinnen:
Eva-Maria Ganslmeier (Angorameerschweinchen „Landshuter Moppelbande“)
Marlene Ganslmeier, M. Sc. Molekulare Biowissenenschaften