Vertrauen aufbauen: So gelingt der Umgang mit Meerschweinchen

Für eine gute Mensch - Meerschweinchen Beziehung

Freunde für's Leben?frau haelt meerschweinchen
Wie werden Meerschweinchen zutraulich? Vertrauen ist die Basis!

 

Wenn wir einen neuen Menschen kennenlernen, spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, bevor wir diesen Menschen in unser Leben lassen uns dann möglicherweise dafür entscheiden, ihn sogar als Freund zu akzeptieren. 
So verhält sich das auch mit unseren tierischen Partnern/Freunden. Es reicht nicht, wenn "die Chemie stimmt". Vertrauen, und damit die Basis einer guten Freundschaft, muss man sich erarbeiten. Egal ob Hund, Katze, Maus oder Meerschweinchen, Vertrauen aufbauen ist das A und O! Dazu muss man die Grundeigenschaften der Tierart kennen und akzeptieren. Meerschweinchen sind Fluchttiere und mit ihren ausgeprägten Fluchtinstinkten werden alle Meerschweinchen geboren. 

Wenn wir also Meerschweinchen zu uns holen, haben sie in der Regel erst einmal Ängste, egal welche anderen Charaktereigenschaften ihnen sonst noch zu eigen sind.

Der Transport, die neue Umgebung, bei Jungtieren die Trennung von der Mutter/Familie, eventuell ein neues Rudel. Das braucht erst einmal Zeit. Zeit sich zurechtzufinden, ggf. das neue Rudel kennen lernen, sich in der neuen Gruppe einordnen. Zeit sich zu aklimatisieren, dieser Faktor darf auch nicht unterschätzt werden. Diese Zeit muss man ihnen auf jeden Fall geben, bevor man anfangen kann, Vertrauen aufzubauen. 

Mit Gewalt geht gar nichts, im Gegenteil! Einfach einfangen und aus dem Gehege nehmen bewirkt genau das Gegenteil. Vor was haben Meerschweinchen naturgemäß am meisten Angst? Vor Fressfeinden! Wenn die Hände, die schnell, von oben und vielleicht noch ungeschickt nach dem Tier grapschen, so empfindet ein Meerschweinchen das aus seiner Perspektive als Angriff und ergreift die Flucht. In diesem Moment hat es großen Stress! 

Schritt 1: Geduld, Ruhe und Futter! Liebe geht durch den Meerschweinchenmagen! Will man also Vertrauen aufbauen, so muss man den Tieren zeigen, dass von diesen Händen keine Gefahr ausgeht. So setzt man sich am besten vor oder wenn möglich direkt in das Gehege, hält in einer oder beiden Händen etwas absolut Unwiderstehliches (Gurke, Gras, Löwenzahn, Salat) , verhält sich ruhig und wartet. Nicht enttäuscht sein, wenn es nicht gleich klappt. Es kann einige Tage oder in manchen Fällen sogar Wochen dauern, bis sich die Tiere vorsichtig aus dem Versteck trauen, und langsam Annäherungsversuche machen. Jetzt ja keine hektischen Bewegungen machen. Einfach verharren und fressen lassen. Wenn dann irgendwann die Meeris freudig quiekend aus dem Versteck kommen, wenn man sich dem Gehege nur nähert, ist das Eis gebrochen. 

Schritt 2: Wenn die Meerschweichen bereits vertrauensvoll zum Futter in der  Hand kommen, kann man sich noch etwas weiter vor wagen und die Tiere auch aus dem Gehege nehmen und auf den Schoß setzen. Immer in Verbindung mit Futter, damit sie diese Handlung positiv verknüpfen. 

Schritt 3: Die Hand flach ins Gehege legen, die Handinnenfläche zeigt nach oben. Dann mit Lieblingsfutter auf die Handfläche locken und sobald das Meeri quasi auf der Hand sitzt, die Hand etwas anheben. Erst nur ganz wenig, dann etwas mehr. Belohnung nicht vergessen. Täglich wiederholen und belohnen! Dann wird Ihr kleiner Freund bald freiwillig auf ihre Hand springen. 

Bitte  bedenken, dass dies nur mit charakterfesten, nicht traumatisierten Tieren funktioniert. Tiere aus nicht geklärter Herkunft (Zoohandel), dubioser Haltung (animal Hording) oder Tiere die misshandelt wurden, sind oftmals nicht mehr in der Lage, ihre Ängste zu kompensieren. In diesem Fall ist, wie in Schritt 1 beschrieben, das Fressen aus der Hand schon das höchste der Gefühle.  

Wie halte und trage ich ein Meerschweinchen richtig?

 

Wenn man erreichen möchte, dass ein Meerschweinchen Vertrauen gewinnt, muss man ihm Sicherheit geben. Da Meerschweinchen Fluchttiere sind, haben sie erst einmal Angst vor allem was sich bewegt und ihnen zu nahe kommt. Diese Angst verlieren sie erst, wenn Sie bestimmte Dinge kennen lernen und wissen, dass sie sich davor nicht mehr  fürchten müssen.
Aber gewisse Grundängste bleiben, sie sind tief verankert und verlieren sich nicht. So auch die Angst vor Raubvögeln. Alles was sich von oben nähert bedeutet erst einmal Gefahr. Deshalb sollten Sie sich nie versuchen ein Meerschweinchen von oben zu greifen. Das löst Panik aus. Nähern Sie sich langsam von vorne oder von der Seite. Sprechen Sie ruhig mit dem Schweinchen.
Wenn Sie ihr Meerschweinchen hochheben wollen, dann benutzen Sie immer beide Hände. Meerschweinchen mögen es gar nicht, wenn sie durch die Lüfte schweben. Genauso wäre das nämlich, wenn ein Greifvogel die Tiere packt und davonfliegt.
Packen sie das Meerschweinchen niemals im Genick! Es könnte neben der Angst die es aussteht auch Zerrungen und Schmerzen bekommen. Da Meerschweinchen Nestflüchter sind, tragen auch Meerschweinchenmamas niemals ihre Babys, denn diese können von der ersten Minute an selbst laufen, und zwar erstaunlich schnell.
Um es richtig hoch zu heben nehmen Sie es mit einer Hand unter den Vorderbeinchen am Brustkorb und mit der anderen am Hinterteil. Das Hinterteil sollte nie höher sein als der Kopf. Meerschweinchen können ziemlich schnell in Panik geraten und vom Arm herunterspringen. Deshalb sollten Sie das Schweinchen immer sicher, aber natürlich auch nicht allzufest im Griff haben.
Wenn Sie kleinere Kinder haben, sollte das Hochnehmen immer von Erwachsenen übernommen werden um schlimme Unfälle für das Meerschweinchen zu vermeiden. Liebe Eltern, auch hier seid ihr gefordert eure Kinder richtig anzuleiten.
Wenn es auch Anfangs noch Angst hat, so wird sich diese Angst bald verlieren, besonders, wenn es merkt, dass es bei richtigem Verhalten mit einem Leckerchen belohnt wird.
Auch beim Absetzen muss man aufpassen, dass es nicht von der Hand springt. Gerade am Anfang können es viele Meerschweinchen kaum erwarten zurück in ihr sicheres Haus zu kommen.
Wenn man das Schweinderl dann hält und es streicheln will, setzt man sich am besten ruhig hin und setzt das Schweinderl (mit einem dicken, mehrfach zusammengelegtem Badehandtuch drunter) auf seinen Schoß. Immer in Bereitschaft, es festzuhalten, wenn es einen Blitzstart machen will. Wenn es einmal Vertrauen gefasst hat, wird dies nicht mehr nötig sein, es wird freiwillig bei Ihnen bleiben. Auch das gelingt am Besten mit Leckereien, wie einem Stück Gurke.
Wenn Sie dann eines Tages mit dem Schweinchen am dem Schoß vor dem Fernseher einnicken, nach einer Zeit wieder wach werden, und merken, dass ihr Schweinchen immer noch bei Ihnen ist, vielleicht selbst eingeschlafen ist, dann können Sie sicher sein, dass es Ihnen vertraut.

Meerschweinchen wird mit den Händen gehaltenMeerschweinchen wird mit den Händen gehalten