Faktencheck - Wahrheit oder völliger Unsinn?
So viele Informationen im Netz, aber was ist richtig?
Ach, wie ist das Internet doch praktisch, da kann man viele Informationen finden. Aber neben vielen wirklich guten Informationen, wird aber mindestens genauso viel an Desinformationen und Müll verbreitet. Das gilt für alle Themenbereiche, auch für Meerschweinchen. Jeder kann seine Meinung im WWW auf den verschiedensten Wegen verbreiten, egal ob es stimmt oder nicht. Aber wie kann man denn nun unterscheiden, was richtig ist oder nicht? Zugegeben, das ist wirklich schwer. Ich denke, es ist am besten, man orientiert sich am Urheber. Am glaubwürdigsten sind die Aussagen von Fachleuten. Was die Meerschweinchen betrifft sind das meistens Züchter und Tierärzte. Aber auch da ist Vorsicht geboten, denn ich habe sogar schon eine Tierarzthomepage entdecket, auf der die Fütterung von hartem Brot empfohlen wird. Und in etlichen Fragen sind sich auch Züchter nicht so ganz eingig. Bücher tragen auch kein Qualitätssiegel. Niemand garantiert Ihnen, dass das was im Buch geschrieben steht, sachlich richtig ist. Vor allem bei älteren Sachbüchern ist da Vorsicht geboten. Denn die darin abgedruckten Lehrmeinungen sind oft längst überholt.
Auf dieser "wachsenden" Seite möchte ich dazu beitragen, dass mit Märchen und Gerüchten rund um's Meerschweinchen aufgeräumt wird.
Wo Meerschweinchen sind, gibt es keine Ratten und Mäuse
Das ist völliger Unsinn. Schon des öftern konnten wir sowohl Mäuse, als auch Ratten beobachten, wie sie unseren Meerschweinchen das Futter stehlen wollten. Davon gibt es sogar Fotos. Besonders im Winter werden die Wildnager gerne angelockt. Ich habe auch schon Berichte gehört, wie Ratten Meerschweinchen angegriffen und verletzt oder getötet haben. Deshalb bekämpfen wir die Wildnager gezielt, da sie auch viele Krankheiten auf unsere Meerschweinchen übertragen können.
Meerschweinchenböcke kann man nicht zusammen in einer Gruppe halten
Auch dieser Irrglaube ist weit verbreitet und so nicht richtig. Man kann Böckchen sehr wohl zusammen in einer Gruppe halten, dafür habe ich etliche Referenzen. Man muss nur gewisse Regeln beachten. Dann klappt es auch mit den Böckchen. Mehr dazu auf der Seite Gruppenformen und Soziales.
Meerschweinchen haben einen Stopfdarm, der kaum eigene Peristaltik hat.
Der eigentliche Darmtrakt hat eine normal funktionierende Peristaltik. Der Magen grenzt an Leber, Bauchspeicheldrüse, Dickdarmschlingen und Milz an und befindet sich links von der 9. bis 11. Rippe. Im Vergleich zum Darm, insbesondere zum Blinddarm ist er sehr klein und immer mindestens bis zur Hälfte gefüllt, nüchtern dürfen Meerschweinchen nie sein. Sein Fassungsvermögen bei ausgewachsenen Meerschweinchen beträgt etwa 20 - 30 ml.
Begrenzt wird er lediglich links durch die Bauchwand, so dass er sich, je nach Füllungsgrad bis zur Nabelgegend hin ausbreiten kann. Lediglich der Magenausgangsbereich besitzt eine ordentlich ausgeprägte Muskulatur, so dass ein aktiver Transport durch Muskelbewegungen nicht stattfinden kann. Der Nahrungsbrei wird deshalb mechanisch durch neu aufgenommene Nahrung weiter geschoben. Daher sind Meerschweinchen Dauerfresser - wir nehmen am Tag 60 - 80 Mahlzeiten ein. Herrscht Futtermangel, wird der Magen trotzdem entleert. Dadurch verlangsamt sich auch die Darmmotorik, da der mechanische Reiz fehlt. Dann kann der Nahrungsbrei nicht weiter verschoben werden, so dass es zu Verdauungsstörungen kommt, weil die empfindliche Darmflora gestört wird. Der Magen ist einhöhlig und verfügt weder über einen Vormagen noch über eine Kardialdrüsenzone, so dass die gesamte Magenschleimhaut zur Bildung eines sauren Verdauungssekretes beitragen muss.
Die Bezeichnung Stopfmagen kommt nicht davon, dass die Nahrung weitergestopft wird, sondern dass der Magen an sich vollgestopft wird, bis nichts mehr reinpasst. Ähnlich stopfen Hühner und Enten ihren Kropf voll, so hat man für Futterpausen genügend Nahrung und der Darm wird nicht so schnell leer. (Infos von Annett Bauer, Tierheilpraktikerin)
Meerschweinchen vertragen keinen Kohl oder Kohl ist giftig für Meerschweinchen.
Das stimmt so nicht, denn ich füttere schon seit Jahren Kohl in unterschiedlichen Arten und meinen Meerschweinchen geht es hervorragend. Aber es gibt bei der Fütterung von Kohl einiges zu beachten.Fakt ist: Verschiedene Kohlarten haben einen unterschiedlich hohen Gehalt an Wirkstoffen die Blähungen verursachen können. Deshalb muss man Meerschweinchen immer sehr langsam an das neue Futter gewöhnen. Empfindliche Tiere können dadurch möglicherweise schon leichte Blähungen bekommen, einige vertragen Kohl gar nicht. Durch die regelmäßige Fütterung von Kohl stellt sich die Darmflora auf die Verdauung dieser Pflanzenfasern ein und Kohl ist vor allem im Winter ein wertvolles Zusatzfutter. Chinakohl und Kohlrabi enthalten weniger blähende Inhaltsstoffe und gelten als verträglicher. Mehr dazu im Kapitel Ernährung.
Meerschweinchen sind pflegeleichte Tiere und ideal für Kinder.
Eine Antwort auf diese Frage erübrigt sich eigentlich, wenn man sich ausreichend über Meerschweinchenhaltung informiert hat. Gerade kleinere Kinder sind motorisch noch nicht so entwickelt um ein Meerschweinchen richtig halten zu können. Und Meerschweinchen mögen es gar nicht, wie ein Stofftier rumgeschleppt zu werden, oder im Puppenwagen spazieren gefahren zu werden. Meerschweinchen sind für Kinder nur sehr bedingt geeignet. Auf jeden Fall müssen die Eltern mit in der Verantwortung stehen und die Kinder richtig anleiten.
Meerschweinchen und Kaninchen kann man gut zusammen halten.
Das stimmt nicht, denn Meerschweinchen und Kaninchen haben völlig unterschiedliche Verhaltensweisen und Sprachen und brauchen Artgenossen als Sozialpartner. Eine Gemeinschaftshaltung ist allenfalls in sehr großen Gehegen möglich, wenn jede Art ihre eigenen Sozialpartner hat. Dennoch kann es durch das oftmals sehr ruppige Verhalten von Kaninchen/Hasen kommt es immer wieder zu schweren Verletzungen bei Meerschweinchen. Deshalb besser getrennt halten. Sicher mag es Einzelfälle geben, in denen diese Notgemeinschaft gut miteinander auszukommen scheint. Aber artgerecht ist es für beide Tierarten nicht.
Hartes Brot ist gut für die Zähne.
Beissen Sie doch mal ein Stück hartes Brot ab und kauen es. Es ist in Kürze eingespeichelt und hat keinerlei Nutzen für die Zähne. Ausserdem schädigt es durch den Gehalt an Getreide und Zusatzstoffen die empfindliche Darmflora und legt den Grundstein für viele Erkrankungen. Zweige von z.B. Obstgehölzen oder auch Haselnuss werden gerne abgeknabbert und sorgen für den nötigen Zahnabrieb. Wichtig ist natürlich auch die Fütterung von Heu, welches in erster Linie für den nötigen Zahnabrieb sorgt.
Der Beckenspalt (Symphyse) der Weibchen verknöchert, wenn das Weibchen nicht innerhalb des 1. Lebensjahres oder schon länger als 1 Jahr keinen Wurf hatte.
Die Symphyse kann gar nicht verknöchern, weil sie nicht zusammengewachsen ist und selbst nur aus Knorpelgewebe besteht. Wo kein Knochen ist, kann auch keiner entstehen. Was passiert ist, dass die Bänder, die den Beckenspalt zusammenhalten, durch fehlende Hormone die während der Trächtigkeit produziert werden, ihre Elastizität verlieren und nicht mehr genügend dehnbar sind.
Meerschweinchen sind permanente Überträger von Krankheiten und Pilzen.
Natürlich nicht, sonst würde sich ja kein Mensch Meerschweinchen halten können, ohne ständig selber zu erkranken. Aber Meerschweinchen können, wie alle anderen Tierarten und auch Menschen, an sogenannten Zoonosen erkranken. Hierbei handelt es sich um Erkrankungen die sowohl von Tier auf den Menschen, als auch vom Menschen auf das Tier übertragbar sind.
Ein Beispiel hierfür wäre z. B. eine Hautpilzerkrankung. Deshalb sollte man bei der Behandlung von solchen Erkrankungen bei Tieren vorsichtshalber Handschuhe tragen und sich hinterher gründlich die Hände waschen. Umgekehrt verhält es sich natürlich genauso. Hat man selbst eine Pilzerkrankung, sollte man den direkten Kontakt zu seinen Tieren meiden und entsprechende Hygienemaßnahmen treffen, damit das Tier sich nicht ansteckt. Eine solche Erkrankung bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass eine Ansteckung erfolgt. Die meisten Krankheitserreger haben nur dann Erfolg, wenn das eigene Immunsystem geschwächt ist.