Faktencheck - Wahrheit oder völliger Unsinn?

So viele Informationen im Netz, aber was ist richtig?

Fakten statt Märchen – wie ich Online-Infos bewerte

 

Ach, wie praktisch das Internet doch ist: Man findet unendlich viele Informationen. Aber neben viel wirklich Gutem kursieren leider ebenso viele Desinformationen und Halbwahrheiten – das gilt für alle Themenbereiche, auch für Meerschweinchen. Jede und jeder kann im Netz seine Meinung verbreiten, ganz gleich, ob sie stimmt oder nicht.

Doch wie unterscheidet man, was richtig ist? Zugegeben: Das ist nicht immer einfach. Ich orientiere mich zuerst am Urheber und an der Qualität der Quelle. Besonders glaubwürdig sind in der Regel Fachleute (z. B. Tierärztinnen/Tierärzte mit Heimtier-Schwerpunkt) und seriöse Fachpublikationen. Aber auch hier ist Vorsicht geboten: Selbst auf Tierarzt-Webseiten habe ich schon veraltete oder problematische Empfehlungen gesehen (z. B. hartes Brot als Futter). Und in manchen Fragen sind sich auch Züchterinnen/Züchter nicht immer einig. Bücher tragen übrigens kein Qualitätssiegel – besonders ältere Ausgaben können überholt sein.

Meine persönliche Checkliste für verlässliche Informationen

  • Autor/Quelle: Wer schreibt? Sind Qualifikation und Impressum transparent?
  • Aktualität: Wie alt ist der Beitrag? Stimmt er noch mit aktuellem Wissensstand überein?
  • Belege: Gibt es nachvollziehbare Quellen, Studien oder Fachliteratur?
  • Konsens: Deckt sich die Aussage mit mehreren seriösen Quellen oder steht sie isoliert?
  • Tierartspezifisch: Bezieht sich die Empfehlung wirklich auf Meerschweinchen?
  • Werbung/Interessen: Gibt es Produktwerbung oder mögliche Interessenkonflikte?
  • Sprache & Versprechen: Vorsicht bei Absolutheiten („immer“, „nie“) oder Heilsversprechen.
  • Plausibilität: Passt es zu Anatomie, Verdauung und Verhalten des Tieres?

Auf dieser „wachsenden“ Seite möchte ich dazu beitragen, Mythen und Gerüchte rund ums Meerschweinchen einzuordnen und – wo nötig – auf Basis nachvollziehbarer Quellen zu korrigieren.

Hinweis: Diese Informationen dienen der allgemeinen Orientierung. Sie ersetzen keine individuelle Untersuchung oder Beratung durch eine Tierärztin/einen Tierarzt. Bei gesundheitlichen Fragen zu Ihrem Tier lassen Sie bitte einen fachkundigen Praxiskontakt prüfen.

Mythen rund um Meerschweinchen

 

Wo Meerschweinchen sind, gibt es keine Ratten und Mäuse

Das ist völliger Unsinn. Schon des Öfteren konnten wir sowohl Mäuse, als auch Ratten beobachten, wie sie unseren Meerschweinchen das Futter stehlen wollten. Besonders im Winter werden Wildnager gerne angelockt. Ratten können Meerschweinchen sogar verletzen oder töten. Außerdem können sie Krankheiten übertragen. Daher ist eine gezielte Bekämpfung wichtig.

Meerschweinchenböcke kann man nicht zusammen in einer Gruppe halten

Dieser Irrglaube ist weit verbreitet. Böcke können durchaus in Gruppen leben, wenn man gewisse Regeln beachtet. Mehr dazu auf der Seite Gruppenformen und Soziales.

 

Meerschweinchen haben einen Stopfdarm

Der eigentliche Darmtrakt hat eine normale Peristaltik. Der Begriff „Stopfmagen“ kommt daher, dass Meerschweinchen Dauerfresser sind und den Magen ständig nachfüllen, damit die Verdauung nicht stoppt. Bleibt Futter aus, kommt es schnell zu Störungen der Darmflora. Infos von Annett Bauer, Tierheilpraktikerin.

 

Meerschweinchen vertragen keinen Kohl

 

Das stimmt so nicht. Kohl ist kein Gift, muss aber langsam angefüttert werden. Verschiedene Arten enthalten unterschiedlich viele blähende Stoffe. Chinakohl und Kohlrabi gelten als verträglicher. Durch regelmäßige Fütterung stellt sich die Darmflora darauf ein. Manche Tiere vertragen Kohl allerdings gar nicht.

 

Meerschweinchen sind pflegeleicht und ideal für Kinder

 

Meerschweinchen sind nicht pflegeleicht und eignen sich nur bedingt für Kinder. Sie mögen es nicht, herumgetragen zu werden, und brauchen sehr spezifische Pflege. Eltern müssen immer die Verantwortung übernehmen.

 

Meerschweinchen und Kaninchen können problemlos zusammen leben

 

Das stimmt nicht. Beide Arten haben unterschiedliche Bedürfnisse und „Sprachen“. Eine gemeinsame Haltung führt oft zu Verletzungen. Artgerecht ist sie nicht.

 

Hartes Brot ist gut für die Zähne

 

Das ist ein Mythos. Hartes Brot wird eingespeichelt und ist schnell weich – es nutzt die Zähne nicht ab. Zudem schädigen Getreide, Salz und Zusatzstoffe die Darmflora und das Salz kann die Nieren schädigen. Für den Zahnabrieb sind Heu und frische Zweige geeignet.

 

Die Beckensymphyse der Weibchen verknöchert

 

Die Symphyse ist Knorpelgewebe und kann nicht verknöchern. Sie verliert lediglich ihre Elastizität, wenn keine Schwangerschaftshormone gebildet werden.

 

Meerschweinchen sind permanente Krankheitsüberträger

 

Das ist falsch. Meerschweinchen können wie andere Tiere an Zoonosen erkranken, z. B. Hautpilz. Aber das bedeutet nicht, dass eine ständige Gefahr besteht. Hygienemaßnahmen sind wichtig.

 

Meerschweinchen brauchen kein Heu, wenn genug Frischfutter da ist

 

Falsch. Heu ist das wichtigste Grundnahrungsmittel. Es sorgt nicht nur für Zahnabrieb, sondern auch für eine gesunde Darmtätigkeit. Ohne Heu drohen Zahnprobleme und Verdauungsstörungen.

 

Ein Meerschweinchen reicht, es braucht keinen Partner

 

Das ist ein verbreiteter Irrtum. Meerschweinchen sind hochsoziale Tiere und brauchen unbedingt Artgenossen. Einzelhaltung ist Tierquälerei.

 

Meerschweinchen dürfen im Winter nicht raus

 

Das stimmt nicht generell. Sind sie an Außenhaltung gewöhnt und haben ein wetterfest isoliertes Gehege, können sie auch im Winter draußen leben. Wichtig sind Schutz vor Nässe, Zugluft und Frost.

Hinweis: Die hier aufgeführten Informationen basieren auf eigener Erfahrung, Fachliteratur und Fachberichten. Sie dienen der allgemeinen Orientierung und sollen helfen, verbreitete Irrtümer aufzuklären. Sie ersetzen jedoch keine tierärztliche Beratung. Bitte wenden Sie sich bei gesundheitlichen Fragen zu Ihren Tieren immer an eine/n Tierärztin/Tierarzt. Eine Haftung für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität wird nicht übernommen.