Kastration bei Meerschweinchen

Welche Meerschweinchen, wann und warum kastriert werden müssen


Unser Service: 

Auf Wunsch können wir die Böckchen in einer der Tierarztpraxen , in denen wir auch unsere Meerschweinchen behandeln lassen, für Sie kastrieren, oder auch frühkastrieren lassen und bis nach der Kastration bei uns behalten. Der Auftrag hierzu ist verbindlich. Die Kastrationskosten und das Risiko trägt der Interessent/ die Interessentin.  Die Kosten sind im Voraus zu entrichten. 

Hinweis: Im November 2022 wurde die GOT erhöht. Alle Behandlungen bei Tierärzten sind gemäß der GOT teurer geworden. Aktuell kostet eine Kastration, je nach Aufwand, zwischen 80 und 100 €. 

 

  1. Allgemeines
  2. Frühkastration

Kastration bei Weibchen:

Dies ist ein sehr schwerer chirurgischer Eingriff,  bei dem alle inneren Fortpflanzungsorgane (Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter) chirurgisch entfernt werden und wird in der Regel nicht gemacht. Diese Operation wird nur durchgeführt, wenn dies aus gesundheitlichen Gründen medizinisch erforderlich ist.

Kastration bei Männchen:

Gründe für eine Kastration:

  • Geburtenkontrolle

  • Zu starke Dominanz in der Gruppe

  • Bessere Verträglichkeit mit anderen Böckchen

Bei Böckchen ist die Kastration zwar nicht zwingend erforderlich, denn Böcke können sich auch unkastriert in  der reinen Böckchengruppe verstehen, solange kein Weibchen in der Nähe ist und die Gruppenzusammenstellung passt. Erläuterungen hierzu finden Sie auf der Seite Böckchenhaltung bei Meerschweinchen. Dennoch rate ich grundsätzlich zur Kastration oder auch zur Frühkastration, da besonders die Frühkastraten sehr viel ruhiger und gemäßigter im Verhalten gegenüber den anderen Böckchen sind. So haben die Tiere nicht so viel Stress und sind dadurch weniger krankheitsanfällig. Bei unskastrierten Böcken kann auch eine langjährige Männerfreundschaft auseinandergehen und die Beiden können nicht mehr zusammen gehalten werden. Durch die frühzeitige Kastration sinkt dieses Risiko. 

Wenn sie aber eine gemischte Gruppe, also 1 Bock und 1 oder mehrere Weibchen haben, ist die Kastration unumgänglich um unerwünschten Nachwuchs zu verhindern.

 

Wann wird kastriert?

Man unterscheidet zwischen der Frühkastration und der Kastration von bereits geschlechtsreifen Böckchen.

Frühkastration:

Es besteht die Möglichkeit der Frühkastration im Alter von 3-4 Wochen. Das ist besonder für Züchter zu empfehlen, die den Frühkastraten als Gesellschafter für Zuchtböckchen brauchen, da diese sich neutral verhalten und tolerieren wenn ein Weibchen dazu kommt.  Es ist auch sehr schwer einen kompetenten Tierarzt zu finden, der diese Kastrationsmethode durchführt, da selbst Tierärzte oft unbegründete Vorurteile hegen und sie viele auch vor der "Fuzzelarbeit" scheuen. Schade, denn Frühkastrate sind wichtig und haben sehr wohl ihre Daseinsberechtigung, wie in dem Artikel auf der nachfolgenden Seite erklärt wird.

Risiko:

Schwieriger Eingriff da die Hoden noch sehr winzig, wie Stecknadelköpfe sind. Die Hoden liegen noch sehr hoch im Bauchraum und müssen über die Leisten entfernt werden. Die Narkose ist auf Grund des geringen Körpergewichtes auch schwierig zu dosieren.

Reguläre Kastration:

Der frühestmögliche Zeitpunkt für eine reguläre Kastration liegt bei 12 Wochen und einem Körpergewicht von mindestens 700 g. Das ist aber auch noch relativ früh.

Das Idealalter für eine Kastration ist ab 6 Monaten. Dann sind die Hoden bereits gut ausgebildet und der Tierarzt kann sie gut und vollständig entfernen. Noch besser wäre es allerdings die Kastration erst in einem Alter von 9 Monaten bis 1 Jahr durchzuführen, dann ist der Bock fast ausgewachsen und hat sich voll entwickelt.
Das Höchstalter liegt bei ca. 3 Jahren, je nach Konstitution des Tieres.

Risiko:

Jede Op und jede Narkose bergen Risiken für eine Infektion oder einen Narkosezwischenfall.

Vorbereitung für die OP

Ein Meerschweinchen darf vor einer OP niemals nüchtern sein, da sonst die Darmperistaltik zum Stillstand kommt. Das Meerschweinchen muss gesund sein, ein verantwortungsbewusster Tierarzt wird das aber vor der OP prüfen. Eine Zusatzversorgung mit Vitamin C vor und nach der OP kann nicht schaden.
Am Tag der OP sollte der Käfig gründlich gereinigt und mit sauberen Tüchern ohne Einstreu ausgelegt werden.

Die OP:

Dem Böckchen wird in Narkose  der Hoden und das vorliegende Fettgewebe entfernt und die Wunde vernäht. Dauer ca. 20 Minuten.

Nach der Kastration:

Die OP ist überstanden und die Wunde vernäht. Es ist wichtig, einmal am Tag die Wunde zu begutachten, ob sie schön verheilt, denn gerade bei Meerschweinchen kann es zu Abszessen an der Wunde kommen.
Falls das Meerschweinchen sich die Fäden selbst gezogen hat, dann bitte sofort Kontakt zum Tierarzt aufnehmen.
Um Entzündungen zu verhindern sollte das Meerschweinchen ca. 3-4 Tage nicht auf Einstreu sitzen, sondern immer wieder saubere Tücher als Unterlage bekommen. Das können alte Laken oder Handtücher, was auch immer man zur Verfügung hat sein.
Nach der Narkose ist der arme Kerl, der da seiner Kronjuwelen beraubt wurde, erst mal ca. 2 Stunden lang noch müde und benommen. Dann wird er aber schnell wieder munter und will fressen und vor allem auch trinken.
Sollte er nach der OP nicht fressen wollen muss zwangsgefüttert werden!
Die Fäden werden ca. 8 - 10 Tage nach der OP vom TA entfernt.
Das Böckchen ist auch nach der Kastration noch ca. 4 Wochen lang zeugungsfähig, erst dann sind alle Spermien im Depot endgültig abgestorben.
In diesem Zeitraum findet auch der Abbau der Hormone statt und es wird nach ca. 4 Wochen allmählich ruhiger.

Aber Achtung: Eine Kastration hilft nicht gegen Unverträglichkeiten in der Gruppe! Wenn ein Bock keine anderen Götter neben sich duldet, wird er das nach der Kastration auch nicht tun. Mehr zum Thema auch auf unserer Seite Böckchenhaltung.

 

Frühkastration bei Meerschweinchen

Frühkastrate: Fluch oder Segen?

 

Dieses Thema wird heiß diskutiert. Ich werde versuchen einiges erklärbar aufzudröseln.

Was genau ist so ein Frühkastrat?

Ein echter Frühkastrat wurde vor erreichen der Geschlechtsreife kastriert. Aber wann ist so ein Bub denn genau geschlechtsreif? Bei männlichen Meerschweinchenbabys sind die Hoden zum Zeitpunkt der Geburt, wie bei den meisten anderen Säugetieren, im Bauchraum gelagert. Diese werden bei dem Prozess der Geschlechtsreifung auf "Betriebstemperatur" abgesenkt, in dem sie in den kühleren Hodensack absteigen. Unten angekommen, kann die Produktion von Samenzellen und Hormonen so richtig durchstarten. Der richtige Zeitpunkt für eine Frühkastration ist während der Abstiegsphase. Die hoden werden vom Tierarzt runter massiert und operativ entfernt.

Sie werden NICHT, wie oft behauptet, aus dem Bauchraum rausgeschnitten. Nicht alleine das Alter oder das Gewicht sind entscheident für den richtigen Termin, sondern einzig und allein die Lage der Bällchen. Bei einer durchschnittlichen Wurfgröße und Geburtsgewicht ist der richtige Termin in etwas zwischen der 3.-5. Lebenswoche. Das Gewicht liegt dann bei ca. 250 g.

Bei sehr großen Würfen mit gerigem Geburtsgewicht oder einem dicken Einzelkond kann der Termin variierten. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt. Mit etwas Übung kann man das gut ertasten, in dem man links und rechts vom Nabel aus abwärts streicht. Man spürt dann zwei kleine Knubbel. Beim ersten Mal sollte Jemand mit Erfahrung das vormachen und anleiten.

Frühkastrate dürfen nach der OP sofort wieder zu Mama in die Herde. Es gibt keine Wartezeit, da ja noch nichts da war, weswegen man warten sollte. 

Sie haben dadurch das Privileg weiter bei der Mutter bleiben zu dürfen und weiter in der großen Herde Sozialkompetenz erwerben zu dürfen.

Was ist bei Frühkastraten denn nun anders als bei Spätkastraten?

Frühkastraten sind keine geschlechtslosen Neutren! Es stimmt, dass sie viel weniger Testosteron im Blut haben, weil es ja zum größten Teil in den Hoden gebildet wird, aber ein bisschen was produziert die Nebennierenrinde auch. Allerdins sind sie in der Regel viel friedlicher und halten sich gern aus Streitigkeiten raus. Zum Teil ist das bestimmt auch der guten Erziehung von Mamaund Tanten geschuldet. Sie sind daher ideale Begleiter von erwachsenen (Zucht)Böcken und prima Gruppenmitglieder in Baygoups. Auch  als Zweit- oder Drittkastrat in Mischgruppen haben sie mehr als nur eine Daseinsberechtigung. Oft entstehen sogar innige Männerfreundschaften mit ihrem Ziehpapa.

Es gibt immer wieder Redebedarf üder die Nachteile in der körperlichen Entwicklung von Frühkastraten. Ich kann nur für mich sprechen, aber ich kenne keine. Die Frühkastrate die mich begleiten wurden nicht ungewöhnlich groß oder klein, dick oder dünn. Auch einen Unterschied in der Lebenserwartung konnte ich nicht feststellen. Mir ist zu diesem Thema auch keine Studie bekannt. Wer von euch repräsentative Aussagen machen kann, darf sich sehr gerne an mich wenden!

Jetzt kommen wir zu den Vor- und Nachteilen der Frühkastration im Überblick:

Vorteile:

  • Die Frühkastration ist sehr gut verträglich. Es kommt nur äußerst selten zu Entzündungen oder Kastrationsabszessen.

  • Die kleinen Jungs dürfen am selben Tag wieder zu Mutti und in Ruhe die Säugezeit genießen. Idealerweise werden sie in einer alters- und geschlechtsgemischten Herde sehr gut sozialisiert.

Nachteile:

  • Viele Tierärzte scheuen die Fummelarbeit und bieten keine Frühkastrationen an. Manche Tierärzte versuchen ihre Kunden mit dubiosen Aussagen sogar auszureden.

  • Die Frühkastration ist manchmal teurer.

  • Der richtige Zeitpunkt muss sicher bestimmt werden.

 

 Frühkastrat oder Spätkastrat für meine Herde?

Bei der Auswahl des richtigen Kastraten für die heimische Fellnasentruppe sollte man sich nciht von den spßen Babygesichtern der kleinen Frühkastraten oder der männlichen Ausstrahlung des ehemaligen Zuchtbocks leiten lassen, sondern von den Bedürfnissen der Gruppe. Eine zickige Mädels-WEG braucht einen gestandenen (Ex) Mann und keinen weichgespülten Softie! Die eingespielte Jungsgruppe oder die unbelehrbare Oberzicke nimmt aber viel besser den kleinen Frühkastraten auf, als den charakterstarken Spätkastraten.

Beide Formen der Kastration sind wichtig und werden gebraucht!

Wie immer folgt jetzt der Nachsatz, dass diese Aussagen allein auf meinen Erfahrungen beruhen. Sie sind nich tfür jedes Tier allgemien gültig. DerCharakter jedes Einzelnen leistet einen großen Beitrag zum Verhalten des Tieres! Ein guter Züchter kennt seine Buben udn wird nach ausführlicher Gruppenbeschreibung eine Empfehlung abgeben können. Bei sehr jungen Frühkastraten ist aber die Kennenlernzeit zu kurz, um gesicherte Aussagen machen zu können. Das sollte Jedem bewusst sein.

Dieser Text stammt ausnahmsweise nicht von mir, sondern von meiner Züchterkollegin und Freundin Julia Holznagel, →Zucht Meerschweinchen aus Geisenhausen Geisenhausen.

Ich kann ihn aber zu 100 % unterschreiben -  und ich hätte ihn nicht besser formulieren können. Danke Julia!

Vielleicht liest auch der eine oder andere Tierarzt diesen Artikel und nimmt ihn als Anregung die Frühkastration in sein Angebot aufzunehmen. Es wäre schön, wenn es mehr Tierärzte gäbe, die die Vorteile der Frühkastration erkennen und möglich machen.