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Zuchtinfo
Was man bei der Zucht von Meerschweinchen bedenken sollte
Fakten und Risikofaktoren - Fachwissen - Zuchtbegriffe - Erbkrankheiten
Grundsatzgedanken zur Meerschweinchenzucht
Meine Einstellung
Zucht bedeutet Verantwortung. Verantwortung für Lebewesen, die ein gewisses Maß an Ansprüchen stellen, was die Versorgung betrifft, aber auch Verantwortung als Züchtender, die Zucht in eine Richtung zu lenken, dass den Tieren durch die Zucht kein gesundheitlicher Schaden oder eine Verminderung der Lebensqualität entsteht.
Da es in der Kleintierzucht keine Kontrollen durch Zuchtverbände oder das Veterinäramt gibt, wie dies beispielsweise in der Hundezucht üblich ist, wäre es wünschenswert, dass sich jeder Züchtende bereits von Anfang an grundlegend informiert, was echte Zucht (nicht Vermehrung!) bedeutet. Ich habe in den Jahren meiner Zucht schon öfter mit Menschen zu tun gehabt, die Meerschweinchenzucht wohl eher als beiläufiges Hobby sehen, das Spaß machen soll, die aber spätestens dann, wenn das Hobby zu arbeits- oder kostenintensiv wurde, schnell die "Flinte ins Korn" geworfen haben, weil sie merkten, dass sie den Zeit- und/oder Geldaufwand nicht mehr leisten konnten. Das ist für mich soweit aktzeptabel, wenn die Tiere dadurch nicht vernachlässigt und gut untergebracht werden. Ich habe aber auch Zuchtauflösungen auf amtliche Anordnung erlebt, weil die Züchtenden nicht nur den Überblick verloren haben, sondern möglicherweise derart überfordert waren, so dass die Tiere vernachlässigt wurden.
Immer wieder bekomme ich Anfragen von Menschen, die unkastrierte Tiere von mir möchten, um sie nur 1x zu verpaaren. Das kann und will ich nicht unterstützen, das wäre meinerseits verantwortungslos.
Natürlich braucht man als Züchtender auch ganz dringend die Freude an der Zucht, das steht ausser Frage. Aus dieser Freude schöpft man die Kraft weiterzumachen, auch wenn es manchmal Schwierigkeiten gibt. Aber man muss auch mit einer gewissen Ernsthaftigkeit an die Sache herantreten und sich von Anfang an bewusst machen, dass neben dem Spaß auch viel Arbeit und nicht zuletzt Kosten dahinter stehen. Mit Kleintierzucht lässt sich kein Geld verdienen, im Gegenteil.
Nicht jeder Wurf verläuft problemlos, man muss irgendwann den Umgang mit Misserfolgen, Totgeburten, Muttertieren und Jungtieren die versterben lernen. Nahezu jeder Züchtende wird eines Tages vor ein derartiges Problem gestellt sein.
Gerne unterstütze ich aber Jungzüchtende, die mit einer gewissen Vorbereitung an die Rassezucht herantreten. Sie bekommen von mir auch Zuchttiere, allerdings darf Niemand erwarten, dass ich meine potentesten Tiere abgebe. Die Zuchtarbeit muss jeder für sich leisten und das Zuchtziel selbst erarbeiten. Dabei biete ich aber gerne meine Hilfe an.
Ich empfehle auch jedem Anfänger/in sich einem Meerschweinchenverein anzuschließen um dort bei Stammtischen oder auf Ausstellungen neue Informationen zu bekommen. Bei den Vereinen ist es auch möglich die Sachkundeprüfung abzulegen und einen Sachkundenachweis zu erhalten. Dies ist zwar nicht zwingend Vorschrift, aber durchaus empfehlenswert. Ausserdem werden durch die Vereine immer wieder Fortbildungsseminare organisiert und angeboten, bei denen man sein Wissen erweitern kann.
Genetik
Man muss nicht Molekularbiologie oder Biologie studiert haben, um erfolgreich Meerschweinchen zu züchten. Aber ein gewisses Verständnis genetischer Grundlagen sollte man sich schon aneignen.
Grundlangen/Mendel
Die Mendelschen Regeln
Vererbungslehre nach Mendel
Die Vererbungslehre nach Mendel ist Grundlage und Basiswissen eines jeden Züchters, unabhängig davon, ob man Pflanzen oder Tiere züchtet.
1. Uniformitätsregel
Wenn man reinerbige (homozygote) Individuen (Parentalgeneration P) kreuzt, die sich in einem Allelepaar unterscheiden, dann sind alle Nachkommen der nächsten Generation untereinander gleich, also uniform. Die Folgegeneration bezeichnet man als Filialgeneration F 1.
P reinerbig schwarzes Meerschweinchen aa BB CC EE PP rnrn SS | P reinerbig rotes Meerschweinchen aa BB CC ee PP rnrn SS |
F 1 schwarze Meerschweinchen aa BB CC Ee PP rnrn SS |
2. Spaltungsregel
Kreuzt man die mischerbigen (heterozygote) Individuen aus der F 1 Generation, wird der rezessive Phänotyp in der F 2 Generation wieder auftreten. Aber auch die Phänotypen der Parentalgeneration wird wieder auftreten. Sie spalten sich nach einem festgelegten Zahlenverhältnis auf:
F 1 schwarze Meerschweinchen aa BB CC Ee PP rnrn SS |
F 1 schwarze Meerschweinchen aa BB CC Ee PP rnrn SS |
statistisch 3 x schwarz davon1x aa BB CC EE PP rnrn SS 2x aa BB CC Ee PP rnrn SS |
1x rot aa BB CC ee PP rnrn SS |
3. Unabhängigkeitsregel
Kreuzt man zwei reinerbige (homozygote) Individuen, die sich in zwei oder mehr Allelepaaren unterscheiden, ist die F1 Generation immer uniform (s. Regel 1). Werden die Nachkommen der F1 Generation untereinander gekreuzt, kann es zu Neukombinationen kommen:
P reinerbig schwarzes Meerschweinchen aa BB CC EE PP rnrn SS | P reinerbig goldenes Meerschweinchen aa bb CC ee PP rnrn SS |
F 1 schwarze Meerschweinchen aa BB CC Ee PP rnrn SS |
|
F 1 schwarze Meerschweinchen aa BB CC Ee PP rnrn SS |
F 1 schwarze Meerschweinchen aa BB CC Ee PP rnrn SS |
F2 Mögliche Nachkommen (statistisch)Beispiel: 16 Nachkommendavon:9x schwarz 3x rot 3x schoko 1x gold |
Zuchtmethoden
Eine der Schwierigkeiten, die eine seriöse Rassezucht von einer unwillkürlichen Vermehrung unterscheiden, ist die Auswahl der Zuchtmethode, die zum gewünschten Zuchtziel führt. In Bezug auf die Meerschweinchenzucht kann das bei seltenen Rassen sogar extrem schwierig werden, da es zu wenig Züchter gibt, die einen gesunden Austausch von Zuchttieren zur Erweiterung des Genpools ermöglichen.
Zunächst ist es aber wichtig, die Zuchtmethoden zu kennen um auch Begriffe wie Inzucht und Inzestzucht richtig einordnen zu können. Genau diese beiden Begriffe lösen bei den meisten Menschen erst einmal Unbehagen oder gar Angst aus, da sie in den moralischen Vorstellungen der Menschen grundsätzlich negativ belegt sind. Wenn sie in der Zucht richtig angewandt werden, können Züchter dadurch durchaus pofitieren, da sie schneller zu Reinerbigkeit der Rassemerkmale führen. Dazu gehört neben der kritischen Auswahl der Elterntiere auch, Entscheidungen betreffend die Selektion der Zuchttiere zu treffen.
Linienzucht
Linienzucht:
Definition: Eine Verpaarung von Tieren, die näher miteinander verwandt sind als der Durchschnitt der Rasse, nach einem strengen Zuchtplan. Siehe auch Artikel Inzucht.
Bei der Linienzucht handelt es sich um ein aufwändiges Zuchtprogramm bei der die Elterntiere einer Folgegeneration unter strengen Kriterien ausgewählt werden. Das Ziel ist, gesunde Zuchtlinien (Väter und Mütter) mit besonders guten Rassemerkmalen zu züchten und die guten Rassemerkmale zu festigen.
So erhält man auf schnellem Weg Nachkommen mit rassetypischer Reinerbigkeit. Erbkrankheiten und unerwünschte Rassemerkmale werden dabei ebenfalls aufgedeckt und die Tiere können gezielt selektiert werden. Durch diese Zuchtmethode steigt der Inzuchtkoeffizient, Linienzucht ist also gemäß der Definition nichts anderes, als Inzucht/Inzestzucht. In den Ahnentafeln findet man also Elterntiere mehrfach aufgeführt.
Warum gibt es dann die unterschiedlichen Definierungen von Inzucht, Inzestzucht und Linienzucht? Der Unterschied ist graduell, da Linienzucht eine höhergestellte, aber abgeschwächte Form der Inzucht ist und nach einem Zuchtplan erfolgt. Man spricht auch von gemäßigter Inzucht. Bei der Linienzucht lässt sich der Verwandschaftsgrad durch den Inzuchtkoeffizienten und den Ahnenverlustkoeffinient errechnen. Diese beiden Werte sagen uns, wie eng Meerschweinchenlinien gezüchtet sind, also wie nahe sie miteinander verwandt sind.
Ab einem gewissen Grad, im Falle der Nager ist dies laut Fachliteratur ein Inzuchtkoeffizient von 20%, muss auch bei bis dahin gesunden Linien wieder der Genpool erweitert werden.
Genauso, wie negative Eigenschaften durch die abnehmende Genvielfalt verstärkt werden, verstärken sich aber auch positive Eigenschaften. Das macht sich die Zucht zunutze, wenn sie Inzucht, um ganz bestimmte Zuchtziele zu erreichen. Dabei ist dann meist allerdings die Rede von Linienzucht. Bei einer echten Linienzucht sind aber nicht einzelne Inzuchtverpaarungen gemeint, sondern ein aufwändiges Zuchtprogramm, dass im Idealfall mehrere Linien umfängt, die untereinander nicht verwandt sind, aber sehr ähnliche Eigenschaften aufweisen.
Vorteile der Linienzucht:
-schnellerer Zuchterfolg durch Reinerbigkeit der Nachkommen
- Festigung der rassetypischen Eigenschaften
-einfache Rückverfolgung der genetischen Anlangen, wie Fellfarbe
-schnelle Aufdeckung des Vorhandenseins einiger genetischer Fehler → Selektion, Zuchtausschluss
Nachteile:
-auftreten von Inzuchtdepression sind ab einem gewissen Grad der Inzucht möglich
-auch negative Rassemerkmale können sich durch die Linienzucht festigen
Diese Methode ist weit verbreitet und es gibt verschiedene Anwendungen:
-Einmalige Rückverpaarung auf einen Elternteil
-Einmalige Geschwisterverpaarung
-Zuchtlinie über mehrere Generationen und Linien. Nachkommen aus Rückverpaarungen werden immer wieder
auf ein bestimmtes Anfangsindividuum zurück verpaart. Diese Linien werden dann mit Individuen
aus anderen Zuchtlinien gekreuzt, wobei die Reinerbigkeit erhalten bleibt.
Anwendungsbeispiel einer engen Linienzucht:
Vaterlinie | Mutterlinie |
. | |
Ein gesunder Bock mit möglichst idealen Rassemerkmalen wird als Stammbock eingesetzt. | Eine gesunde Sau mit möglichst idealen Rassemerkmalen wird als Stammsau ausgewählt. |
Aus dem Wurf wird die beste Sau F1 und der beste Bock F1 ausgewählt und miteinander verpaart. Dadurch entstehen 2 Linien. | |
F1 Sau wird mit Stammbock rückverpaart. Aus den Nachkommen wird das beste männliche Tier (F2) ausgewählt und wiederum mit der Stammsau verpaart |
F1 Bock wird mit Stammsau rückverpaart. Aus den Nachkommen wird das beste weibliche Tier (F2) ausgewählt und wiederum mit dem Stammbock verpaart |
Aus der Paarung Stammbock mit F2 Sau wird wieder das beste weibliche Tier F3 ausgewählt und mit dem Stammbock verpaart. | Aus der Paarung Stammsau mit F2 Bock wird wieder das beste männliche Tier F3 ausgewählt und mit der Stammsau verpaart.. |
Eine gewissenhafte Auswahl der Zuchttiere ist für den Erfolg einer Linienzucht absolut essentiell. Sollten erbliche Dispositionen auftreten, wie beispielsweise Zahnfehlstellungen oder schlimmere genetische Defekte muss man alle verwandten Tiere konsequent aus der Zucht nehmen!
Fachbegriffe der Zucht
Inzuchtkoeffizient
Inzuchtkoeffizient
Übersichttabelle für Inzuchtkoeffizienten
Vorausgesetzt, dass die Elterntiere selbst nicht ingezüchtet sind, lassen sich folgende Inzuchtkoeffizienten errechnen:
Inzestzucht (engste Inzucht): | Inzucht- |
Paarung von Tieren 1. und 2. Verwandschaftsgrades | Koeffizient % |
Elternteil x Kind | 25,00% |
Vollgeschwister | 25,00% |
Halbgeschwister | 12,50% |
Onkel + Nichte, Tante x Neffe | 12,50% |
Großeltern + Enkelkind | 12,50% |
Zweifache Cousins ersten Grades | 12,50% |
4 fach Halbcousins ersten Grades | 12,50% |
Enge Inzucht (nahe Inzucht) : Paarung von Tieren im 3. und 4. Verwandtschaftsgrad. | |
3-fache Halbcousins ersten Grades 9,38% | 9,38% |
1-fache Cousins ersten Grades 6,25% | 6,25% |
2-facher Cousin ersten Grades + Cousin zweiten Grades | 6,25% |
2-facher Halb-Cousin ersten Grades 6,25% | 6,25% |
Mäßige Inzucht (weite Inzucht): | |
Paarung von Tieren im 5. und 6. Verwandschaftsgrad | |
1-facher Cousin ersten Grades + Cousin zweiten Grades | 3,13% |
2-fache Cousins zweiten Grades 3,13% | 3,13% |
1-fache Halb-Cousins ersten Grades 3,13% | 3,13% |
1-fache Cousins zweiten Grades 1,56% | 1,56% |
Zur Berechnung gibt es diverse Formeln, die aber eine hohe Rechenleistung erfordern. Ich selbst verwende dafür lieber mein Zuchtprogramm am PC, das ist schneller, sicherer und einfacher.
Erbleiden/Erbkrankheiten - Gendefekte - Genetische Besonderheiten bei Meerschweinchen
- Polydaktylie (mehrfaches Vorhandensein von Gliedmaßen, z. B. Vielzehigkeit)
- Rollider
- Fettauge
- Zahnfehlstellungen
- Jede Art von anderen Behinderungen wie Taubheit, Blindheit
- Krankheiten jeder Art deren Ursache auch genetisch sein kann, z. B. Herzerkrankungen
- Osteodystrophie (Satinkrankheit)
- Augenverknöcherung,Osseäre Choristie
Im Unterschied zu den echten Erbkrankheiten gibt es aber auch noch die unerwünschten Rassemerkmale, die sich oft hartnäckig weitervererben. Dabei handelt es sich lediglich um sogenannte "Schönheitsfehler", wie z. B. Fehlwirbel, unvollständige Bewirbelung bei Angorameerschweinchen und Rosettenmeerschweinchen oder Faltohren. Diese beeinträchtigen kein Meerschweinchen in der Gesundheit, sind aber einem ehrgeizigen Züchtenden hinderlich auf dem Weg zu seinem Zuchtziel. Diese Tiere müssen nicht zwingend aus der Zucht genommen werden, denn man kann durch die Anwendung gezielter Zuchtmethoden (Merkmalszucht, Ausgleichzucht) bei gleichzeitig strenger Selektion der Jungtiere daran arbeiten, diese Merkmale zu verbessern,
Rolllid
Rolllider
Jetzt konnte ich die Augen der Babys auch richtig behandeln. Bei 2 der Babys wurden die Symptome schnell besser, das 3. war stark betroffen, das musste ich mehrmals täglich über mehrere Wochen behandeln. Die Mühe hat sich aber gelohnt, seine Augen konnten gerettet werden.
Die verletzte Hornhaut musste je nach Schweregrad 5-14 Tage behandelt werden, bis sich das Lid dann "ausgerollt" hat. . Die Behandlung der verletzten Hornhaut erfolgt mit einer nährenden Augensalbe gegen die Verletzung. Diese muss je nach Schweregrad 3-5 x täglich auf die Hornhaut aufgetragen werden. Dabei sollte man das Augenlid ganz vorsichtig nach oben ziehen und "ausrollen". Dabei hilft auch, das Augenlid mit Vaseline nach oben zu "kleben", damit es sich strafft. Im Schlimmsten Fall hilft nur eine operative Straffung der Augenlider.
Da es sich um ein Erbleiden handelt, müssen diese Tiere unbedingt aus der Zucht genommen werden. Auch Jungtiere die selbst nicht betroffen waren, dürfen nicht zur Zucht eingesetzt werden. Roll-Lider können übrigens auch bei anderen Tierarten vorkommen.
Auge gesund | Roll Lid | |
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