Anatomie der Meerschweinchen
- Augen: Wir können gut sehen, wir können sogar Farben unterscheiden und haben einen weiten Sichtwinkel, so dass wir alle Fressfeinde, die sich von oben, hinten oder von der Seite nähern, sehen können ohne den Kopf zu drehen. Meerschweinchen haben verschiedene Augenfarben, die genetisch in Abhängigkeit der Fellfarbe bedingt sind.
- Ohren: Wir haben ein sehr gutes Gehör. Wir nehmen auch Töne wahr, die der Mensch nicht mehr wahrnehmen kann (hohe Frequenzen wie Ultraschall oder tiefe Frequenzen wie Infraschall).
- Nase: Wir haben einen ausgesprochen guten Geruchssinn. Dadurch nehmen wir unsere Umwelt über sehr differenzierte Gerüche wahr.
- Tasthaare: Mit unseren Tasthaaren merken wir, genau wie die Katzen, wenn`s mal zu eng wird. Außerdem helfen sie uns, uns im Dunkeln zu orientieren.
- Zähne: Wir haben vorne ständig nachwachsende Nagezähne, je zwei oben und unten. Dazu je acht Backenzähne, also insgesamt 20 Zähne, welche ständig nachwachsen und wurzeloffen sind. Unsere Zähne wachsen pro Woche ca. 1-1,5 mm.
Die Besonderheit, dass die Zähne der Meerschweinchen wurzeloffen sind, begründet sich damit, dass unter den Zahnwurzeln sozusagen die "Zahnfabrik" liegt. Hier finden die Prozesse statt, die permanent die Zähne wachsen lassen.
Anatomische Besonderheiten
Kaudaldrüse:
Diese Drüse liegt ca. 1 cm oberhalb des After, sie produziert Duftstoffe. Beim Bock ist sie meist stärker ausgeprägt als beim Weibchen. Die Drüse ist leicht erhoben und ist als ovale Region mit pigmentierter Haut und auch gelegentlich mit verklebten Haaren bedeckt.
Perinealtasche :
Unterhalb des Afters verläuft eine flache Tasche. Beim Bock enthält sie die Perinealdrüsen, welche Flüssigkeit absondern die Duftstoffe enthalten. Es ist eine große Öffnung zwischen Anus und Penis/Hoden. In ihr können sich Schmutzpartikel ansammeln, sie sollte also regelmäßig kontrolliert und wenn erforderlich gereinigt werden. Normalerweise schaffen das die Herren aber selbst ganz gut.
Symphyse:
Meerschweinchenweibchen haben, wie viele Säugetiere eine Symphyse. Das ist eine knorpelige Kontaktstelle zwischen Scham- und Sitzbeinen der rechten und linken Beckenhälfte, die während der Trächtigkeit durch den Einfluss der Hormone, die sich während der Trächtigkeit umstellen, in schleimiges Bindegewebe umgewandelt und geweitet wird, damit die Babys den Geburtskanal passieren können. Das ist bei uns Menschen genau so. Das Becken wird zusätzlich von den Beckenbändern zusammengehalten. Die Symphyse lockert sich durch das Hormon Relaxin ab dem letzten Trächtigkeitsdrittel und öffnet sich ca. 5 Tage vor der →Geburt 1,5 - 2 cm breit. Das kann man ertasten und als Hinweis dafür nehmen, dass die Geburt kurz bevor steht.
Der erste Wurf sollte innerhalb des ersten Lebensjahres erfolgen, weil die Beckenbänder und die Symphyse sonst durch den fehlenden Einfluss der Hormone und die fehlende mechanische Dehnung ihre Elastizität verlieren. Bei einer späteren Trächtigkeit kommt es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Komplikationen bei der Geburt, weil die Babys dann nicht durch den Geburtskanal passen. Ebenso verhält es sich, wenn der letzte Wurf länger als 12 Monate zurück liegt oder das Weibchen älter als 3 Jahre ist. Bei älteren Weibchen sinkt der Hormonspiegel im Rahmen des natürlichen Alterungsprozesses, wodurch die Symphyse ebenfalls nicht mehr gelockert wird. Die Beckenbänder können nicht mehr genügend gedehnt werden, weil sie ihre Elastizität verlieren.
Das Skelett
Unser Schlüsselbein ist fast vollständig zurückgebildet und trotz der Schwanzwirbel ist äußerlich kein Schwanz sichtbar. Wir Meerschweinchen sind sehr beweglich. Zum Beispiel sind die vier letzten frei endenden Rippen über eine Knorpelbrücke mit dem Brustbein verbunden so dass sie eine hohe Wendigkeit und eine gute Brustatmung ermöglichen. Was die Pfoten angeht bildeten sich die Zehen im laufe der Zeit zurück, so dass wir heute über 3 Zehen an den Hinterbeinen und über jeweils 4 Zehen an den Vorderbeinen verfügen. Wir Meerschweinchen haben 256-261 Knochen. Der Kopf selbst besteht aus 47 Knochen. Erwachsene Kollegen haben zudem weniger Knochen als jüngere Schweinchen, da die Knochen mit der Zeit zusammenwachsen. Das Kreuzbein eines Weibchens besteht aus drei zusammengewachsenen Knochen, das Kreuzbein eines Männchens aus vier. Zudem haben wir Böckchen noch einen Knochen im Penis, somit also einen mehr als Weibchen .
Wir besitzen ein Gebiss aus 20 Zähnen, das zeitlebens weiterwächst. Die Backenzähne beispielsweise wachsen ca. 1,5 – 2,0 mm pro Woche. Unser Gebiss besteht aus vier wurzellosen Schneidezähnen (2 oben 2 unten) und je 8 wurzellosen Backenzähnen. Die Schneidezähne haben die Funktion des Abbeißens und Nagens, während die Backenzähne das aufgenommene Futter durch eine Vorwärts- Rückwärtsbewegung (das Kiefergelenk ist ein Schlittengelenk) zermahlen. Dadurch reiben gleichzeitig die Zähne aneinander und werden somit abgeschliffen. Das Wachstum der Zähne, sowie der Verlust der Zahnsubstanz durch das Aneinanderreiben, beträgt ca 2mm pro Woche. Die Mahlrückstände der Zähne bestehen hauptsächlich aus Kalzium und Mineralien, die als feines Pulver geschluckt und bei Bedarf im Darm wieder resorbiert werden können. Da die Nage- oder Schneidezähne nur eine außenseitige Schmelzbeschichtung besitzen, werden die zur Mundhöhle gerichteten weicheren, unbeschichteten Zahnflächen mehr abgenutzt und die Zähne dadurch gleichzeitig geschärft. Durch die seitliche Rotationen des Unterkiefers wird das Abnagen oder Abbeißen kleiner Stücke ermöglicht. Eine Besonderheit bei Meerschweinchen ist, dass der Zahnwechsel schon vor der Geburt vor sich geht. Zwischen dem 43. und 48. Trächtigkeitstag werden die Milchbackenzähne ausgebildet und bis zum 55. Tag dann vollkommen resorbiert. Noch vor der Geburt werden die neuen, bleibenden Zähne gebildet. Nach der Geburt sind die Meerschweinchenjungen also fähig normal zu fressen, lediglich der letzte Backenzahn ist bei Jungtieren noch vom Zahnfleisch bedeckt.

Die Organe der Meerschweinchen
Jetzt geht`s an die Innereien
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1. Zähne (obere Schneidezähne) 2. Lymphdrüsen 3. Kehlkopf 4. Speicheldrüsen 5. Luftröhre 6. Speiseröhre 7. Herz 8. Lungenflügel 9. Zwerchfell 10. Leber (4 teilig) 11. Gallenblase 12. Magen 13. Zwölffingerdarm 14. Dickdarm 15. Dünndarm 16. Blinddarm 17. Blase 18. Harnleiter Quelle: www.sternchenwelt.de/ |
Wir haben ein großes Herz!
Herzgewicht: 2,2 Gramm bei 800 Gramm Körpergewicht Das Herz eines Meerschweinchens ist durchschnittlich 2cm lang und etwa 5-6 cm breit. Es besitzt wie der Mensch auch 2 Vorkammern und 2 Hauptkammern, die alle eine dünne Membran besitzen. Zudem ist die linke Hauptkammer wesentlich kleiner als die rechte Hauptkammer. Durch ein Band sind Herzbeutel und Brustbein verbunden. Ein Meerschweinchenherz wiegt etwa 0,26 - 0,58% des Körpergewichtes. D.h. bei einem Gewicht von 800g wiegt das Herz ca 2,2g bei 1kg Körpergewicht wiegt es 2,8g.
Unsere Leber:
Lebergewicht: 3,9 % des Körpergewichts. Die stark geklappte Leber liegt dem Zwerchfell im Brustteil der Bauchhöhle an und wird links durch den Magen und rechts durch die Grimmdarmschlingen begrenzt. Auf der Unterseite des rechten Mittellappens liegt die haselnussgroße Gallenblase in einer starken Vertiefung. Durch die gebildete Gallensäure werden Fette aufgespalten.
Unsere Milz:
Die Milz eines Meerschweinchens ist ca 2,5 bis 3cm lang und 0,8 bis 1 cm breit. In der Form ähnelt sie einer Scheibe, da sie oval und platt ist. Sie ist mit der linken Niere und durch ein "Magen-Milz-Band" mit dem Magen verbunden. Die Milz liegt also links von der großen Magenkrümmung und besitzt eine Eingeweide- und Wandfläche.
Unser Magen:
Der Magen grenzt an Leber, Bauchspeicheldrüse, Dickdarmschlingen und Milz an und befindet sich links von der 9. bis 11. Rippe. Im Vergleich zum Darm, insbesondere zum Blinddarm ist er sehr klein und immer mindestens bis zur Hälfte gefüllt, nüchtern dürfen Meerschweinchen nie sein. Sein Fassungsvermögen bei ausgewachsenen Meerschweinchen beträgt etwa 20 - 30 ml.
Begrenzt wird er lediglich links durch die Bauchwand, so dass er sich, je nach Füllungsgrad bis zur Nabelgegend hin ausbreiten kann. Lediglich der Magenausgangsbereich besitzt eine ordentlich ausgeprägte Muskulatur, so dass ein aktiver Transport durch Muskelbewegungen nicht stattfinden kann. Der Nahrungsbrei wird deshalb mechanisch durch neu aufgenommene Nahrung weitergeschoben. Daher sind Meerschweinchen Dauerfresser - wir nehmen am Tag 60 - 80 Mahlzeiten ein. Herrscht Futtermangel, wird der Magen trotzdem entleert. Dadurch verlangsamt sich auch die Darmmotorik, da der mechanische Reiz fehlt. Dann kann der Nahrungsbrei nicht weiterverschoben werden, so dass es zu Verdauungsstörungen kommt, weil die empfindliche Darmflora gestört wird. Der Magen ist einhöhlig und verfügt weder über einen Vormagen noch über eine Kardialdrüsenzone, so dass die gesamte Magenschleimhaut zur Bildung eines sauren Verdauungssekretes beitragen muss.
Die Bezeichnung Stopfmagen kommt nicht davon, dass die Nahrung weitergestopft wird, sondern dass der Magen an sich vollgestopft wird, bis nichts mehr reinpasst. Ähnlich stopfen Hühner und Enten ihren Kropf voll, so hat man für Futterpausen genügend Nahrung und der Darm wird nicht so schnell leer.
Unser Darm:
Wie auch der Mensch verfügen Meerschweinchen sowohl über einen Dick- wie auch über einen Dünndarm. Der Darm erreicht bei einem ausgewachsenen Meerschweinchen etwa 225cm an Länge.
Aufgeteilt ist er so:
Dünndarm:
- Zwölffingerdarm (Duodenum) U-Form etwa 10 cm lang
- Leerdarm (Jejunum) etwa 133 cm lang
- Hüftdarm (Ileum) etwa 2-3 cm lang
Dickdarm
- Blindarm (Caecum) etwa 15 cm lang
- Grimmdarm (Kolon) etwa 70 cm lang
- Enddarm (Rektum) nur sehr kurz
Blinddarm
- verantwortlich für den Hauptverdauungsprozess
- mit Bakterien (Laktobazillen) und Einzellern besiedelt
- Darmabschnitt mit dem größten Fassungsvermögen, so dass er ca. 1/3 der Bauchhöhle ausfüllt
- Hufeisenform
- man unterteilt ihn noch mal in Kopf,Körper und Schwanz
- der Hüftdarm geht in den Kopf
Grimmdarm:
- ebenfalls mit für den Hauptverdauungsprozess verantwortlich
- stellt den zweiten Dickdarmabschnitt dar
- verläuft in unterschiedliche Richtungen
- kommt aus dem Kopf
- einige Bereiche des Grimmdarms enthalten bereits geformte Köttel (Kot)
Enddarm/Mastdarm:
- mündet in den After und enthält den auszuscheidenden Kot
Der Verdauungstrakt der Meerschweinchen macht ¼ der Körpermasse aus.
Der Darmtrakt hat eine normal funktionierende Peristaltik.
Im Dickdarm wird die Zellulose (Pflanzenfasern) aufgespaltet. Die hierfür notwendigen Bakterien werden im Blindarm gebildet. Auch Vitamine werden hier erzeugt.
Der Nährstoffreiche Blindarmkot hat ebenfalls hier seinen Ursprung. Er wird von den Meerschweinchen zwischendurch wieder aufgeno.
Die Darmflora der Meerschweinchen kann sich nur langsam auf Nahrungsveränderungen einstellen, da für jede Pflanzenart andere Bakterien für den Stoffwechsel erforderlich sind. Deshalb sollte man Futterumstellungen nur langsam vornehmen. Sonst kommt es zu Fehlgärungen die Bauchweh verursachen.